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    StartTechnik3. BühnentechnikDas X32 und der Router – immer für Über­raschungen gut - Oder:...
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    Das X32 und der Router – immer für Über­raschungen gut – Oder: Warum es im Probe­raum funktioniert, nicht aber auf der Bühne. Ein Erfahrungsbericht

    Die MAC ID des X32 im Menü > SETUP > NETWORK / © Chris Hinz

    Vermutlich ist Behringers X32 Mixer  die erfolgreichste 32-Kanal-Digitalkonsole aller Zeiten – ganz gleich ob als großes Pult, kompakter Producer oder als Rack-Version: Zusammen mit den passenden Apps für den FOH- und IEM-Mix auf Laptops, Tablets und Smartphones sind sie aus den Proberäumen und Bühnen der Welt nicht mehr wegzu­denken. Und optionale Erweiterungen wie die X-Live Card machen aus ihnen ein vollwertiges Aufnahme­studio für Mehrspur­aufnahmen in CD Qualität.

    Entsprechend rege sind die Diskussionen der User Gruppen in den diversen Online-Foren. Ganz vorne bei den dort angesprochenen Themen stehen die Punkte „Routing“ und „Wireless“. Letzteres ist besonders für die Nutzer des X32 Rack interessant, weil dieses Modell nicht über eigene Fader verfügt, sondern per Laptop oder Tablet bedient wird.

    Kabelsalat …

    Natürlich kann man zu jedem Konzert eine 50 Meter Rolle CAT5E Kabel mitnehmen, um das Rack mit dem Laptop am FOH Platz zu verbinden. Aber der große Vorteil des X32 besteht ja gerade darin, dass jeder einzelne Musiker per Smartphone oder Tablet via WLAN seinen eigenen IEM Mix regeln kann und damit den Tontechniker am FOH Platz entlastet.

    Mit dem kabelgebundenen P16-M bietet Behringer eine Hardwarelösung für In Ear Monitoring  an. Im Gegensatz zur „M32-Q“ App, die den Zugriff auf alle 48 Eingangs-, Effekt- und AUX-Kanäle (wie z.B. Click Tracks, Audioprompter und Effekte) erlaubt, unterstützt das P16-M allerdings nur 16 Klangquellen.

    Außerdem hängen die Musiker damit am Draht und können sich nicht frei auf der Bühne bewegen. Und wenn man bedenkt, wieviel hundert Meter Kabel bereits bei einer 8-köpfigen Band auf einer großen Bühne verlegt werden müssen, sind drahtlose IEM Sender, das „Bring-Your-Own-Device“ Konzept (Smartphone, Tablet oder Laptop) für den individuellen IEM Mix und die Anbindung per Funk eine riesige Arbeitserleichterung.

    Die Krux mit dem Router

    Da das X32 keinen eigenen Router hat, muss ein geeignetes Gerät besorgt und konfiguriert werden. Und damit beginnen meist die Probleme. Es geht schon damit los, dass man dem X32 im Router eine feste IP Adresse zuweisen sollte, damit die für den Mix eingesetzten Apps wissen, wo sie ihn finden.

    Meist gibt es in den Bands den Einen oder Anderen IT Experten, den man anspricht, wenn es beim heimischen Router knirscht. Schwieriger wird es, wenn im Proberaum alles perfekt funktioniert hat und plötzlich auf der Bühne die Apps für den FOH oder IEM Mix streiken, weil die Verbindung zum Router ständig unterbrochen oder gar nicht erst aufgebaut wird.

    Dazu muss man wissen, dass die Smartphones der Zuhörer im Raum ständig auf der Suche nach WLAN Routern sind, in die sie sich einloggen können. Dabei sind sie vor allem im 2.4 GHz Netz unterwegs und generieren entsprechenden Traffic.

    Wenn Ihr Euch nun mit Eurem Tablet beim X32 Router anmelden wollt, um zum Beispiel mit der App „M32-Q“  Euren IEM Mix zu steuern, steht Euer Tablet ungewollt in Konkurrenz zu all den Handybesitzern vor der Bühne, die gar nicht wissen, dass ihre Smartphones ständig versuchen, mit Eurem Router anzubandeln.

    Bringt ein anderes Netz die Lösung?

    Einige Experten raten dann dazu, auf’s weniger genutzte 5 GHz Netz auszuweichen. Das hat zwar eine kürzere Reichweite, aber für die Bühne reicht es immer noch. Nur ist der Prozessor Eures Routers mit den vielen unerwünschten Anfragen der Handys der Konzertbesucher ziemlich ausgelastet, sodass viel Zeit verstreicht, bis Euer Anmeldeversuch klappt.

    Und wenn dann die Verbindung zufällig unterbrochen wird, geht die Warterei von vorne los. Auch, weil Euer Smartphone oder Tablet der neueren Generation (ab IOS 14 und Android 10) sich ständig mit einer anderen Geräteadresse, der MAC ID, anmeldet. Klar, dass das nervt und das arme Bandmitglied, das sich um das X32 Rack kümmert, sich dann viele unqualifizierte Kommentare seiner Mitmusiker/innen anhören muss.

    Meinen beiden Bands ging es nicht anders. Auch wir setzen mehrere X32 Racks ein: Das Gerät im Proberaum funktionierte einwandfrei, während die Verbindung zu dem Gerät auf der Bühne ständig abriss.

    Unsere Lösung

    Nach eingehenden Recherchen im Netz haben wir jetzt eine radikalen Ansatz gewählt: Wir haben die beiden SSIDs (die WLAN Namen) des Bühnenrouters „versteckt“, sie werden also nicht mehr auf den Displays der Smartphones und Tablets aller Anwesenden angezeigt.

    Gleichzeitig haben wir den Router gegen unerlaubte Zugriffe abgeschottet, in dem wir dort eine Liste mit den sogenannten MAC IDs jener 20 Geräte eingegeben haben, die wir auf der Bühne verwenden. Einige Hersteller nennen diese Funktion „Access Control“ , andere bezeichnen sie als „MAC Filter“ . Der Vorteil: Dadurch, dass dem Router die autorisierten Geräte bekannt sind, kann man den Anwendern die Eingabe des Passwords ersparen. Denn alle Geräte, die nicht in der Liste aufgeführt sind, werden automatisch abgewiesen.

    Ich gebe zu, es war ein bisschen Arbeit, die 17-stelligen MAC IDs der 20 Geräte zweimal präzise zu erfassen – einmal für’s 2.4 GHz Netz, und noch einmal für’s 5 Ghz Netz. Beim letzten Konzert haben wir die neue Router-Konfiguration mit versteckten SSIDs und dem MAC-Filter überprüft. Was für ein Unterschied.

    Zwar dauerte die Erstanmeldung genauso lange wie zuvor, aber nach dem Aktivieren des Kontrollkästchens „Automatisch verbinden“ meldeten sich die Geräte innerhalb von Sekunden an. Und das Beste: Alle WLAN-Verbindungen meiner Cover Band (3 Tablets, 2 Smartphones, 1 Laptop) waren während der gesamten dreistündigen Show stabil.

    Und so funktioniert´s

    1. Deaktiviert die Broadcast der SSIDs, sodass der Router nicht mehr in der Liste der zugänglichen WLAN-Systeme angezeigt wird. Dadurch wird verhindert, dass Euer Router von den Mobiltelefonen des Publikums gescannt wird. Der Datenverkehr, der den Prozessor Eures Routers unnötig belasten würde, geht deutlich zurück. Diese Einstellung muss sowohl im 2.4 GHz als auch 5 GHz vorgenommen werden.

    Broadcasting der SSID gestoppt („disabled“) / © Chris Hinz

    1. Gebt die MAC-IDs Eurer Endbenutzergeräte (Smartphones, Tablets, Laptops) und der Eurer Bandkollegen in die internen MAC-Adresstabellen des Routers ein, wodurch alle anderen Geräte abgelehnt werden. Bei unserem Swissonic-Router haben wir diese „Allow Listed“-Tabellen unter > Advanced Setup > Wireless 2.4 GHz / 5 GHz > Access Control  gefunden (andere Hersteller nennen es „MAC-Filter“). Es gibt eine Tabelle für das 2,4-GHz-Netzwerk und eine separate für 5 GHz, die man synchron halten sollte.

    Router interne Tabelle “Allow Listed” für MAC Adressen / © Chris Hinz

    1. Weist dem X32 Rack, das per Kabel mit dem Router verbunden ist, eine feste IP-Adresse zu. Die MAC ID des X32 findet man am unteren Ende des Displays im Menü SETUP > NETZWERK . Diese trägt man an entsprechender Stelle des Routers ein und legt die IP Adresse fest. Für die Endgeräte der Musiker ist diese Maßnahme nicht erforderlich. Da der X32 Router nur von wenigen Geräten gleichzeitig verwendet wird – unser Durchschnitt liegt unter 10 – würde dies die Anmeldezeit nicht wesentlich verkürzen.

    Das X32 bekommt eine feste IP Adresse zugewiesen / © Chris Hinz

    So, kommen wir nun zu den …

    Änderungen für die Benutzer

    Bisher mussten Bandmitglieder eines der beiden Netze (2,4 oder 5 GHz) auswählen und ein Passwort eingeben. Jetzt müsst Ihr nur noch den Namen des Netzwerks kennen, wenn Ihr Euch zum ersten Mal anmeldet. Um Zugriff zu erhalten, ruft Ihr die Liste der verfügbaren WLAN-Systeme auf Eurem Smartphone, Tablet oder Laptop auf, klickt auf „Anderes Netzwerk“  und gebt einen der Netzwerknamen Eures Routers (XXX_24 oder XXX_5)  ein. Wenn Ihr zum ersten Mal darauf zugreift, aktiviert das Kontrollkästchen “Automatisch verbinden” .

    Der Vorteil: Beim nächsten Mal müsst Ihr diesen Prozess dann nicht noch einmal durchlaufen – Euer Smartphone, Tablet oder Laptop wählt sich automatisch ein, sobald der Router auf Sendung ist.

    „Anderes Netzwerk“ wählen > Sicherheit „Ohne“> SSID eintragen (Beispiel Apple iPhone) / © Chris Hinz

    Aber, es gibt noch eine letzte Hürde. Denn die neueren IOS- und Android-Versionen ändern sporadisch die MAC-Adresse der damit betriebenen Smartphones und Tablets. Das Ganze nennt sich „Private Mode“ , den man aber per Schalter deaktivieren kann. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine globale Einstellung, sondern sie gilt nur für das jeweilige Netzwerk und wird zusammen mit dem Namen des Netzwerks auf dem Smartphone bzw. Tablet gespeichert.

    Dadurch ist sichergestellt, dass sich die Endgeräte mit jenen 17-stelligen statischen MAC-Adressen (Apple nennt sie „WiFi-Adresse“, Android „WLAN-MAC-Adresse des Telefons“ oder ähnlich) anmelden, die Ihr zuvor in die „Allow Listed“ Tabelle  des Routers eingegeben habt. Da der Router nur den Zugriff auf Geräte mit den ihm bekannten MAC-Adressen zulässt, ist die Eingabe eines Passworts nicht mehr erforderlich.

    Bei der Anmeldung den “Privat” Schalter deaktivieren (Beispiel Apple iPhone) / © Chris Hinz

    In der Bühnenpraxis

    Auf der Bühne verwenden den X32 Router hauptsächlich die Musiker, die damit ihren persönlichen IEM-Mix aussteuern. Aus diesem Grund haben wir ihn im IEM-Mixer-Rack belassen, das bei uns in der Regel ganz links oder ganz rechts auf der Bühne oder neben dem Schlagzeug steht. Die Sende- und Empfangsleistung ist völlig ausreichend und deckt auch größere Bühnen ab, eine exponierte Aufstellung der Antennen war bei uns nicht erforderlich.

    Früher mussten wir oft dreißig Sekunden oder länger warten, bis im Fall einer Unterbrechung (z.B. nach dem Ausschalten eines Smartphones) die Verbindung zum Router wiederhergestellt war – jetzt ist dies nur noch eine Sache von Sekunden.

    Der Datenverkehr ist stabil und zuverlässig, die Beschwerden meiner Bandkollegen haben aufgehört und alle sind glücklich. Die technischen Komponenten funktionieren „as designed“ und die Arbeit auf der Bühne macht wieder Spaß.

    Hier noch ein kleiner Tipp …

    … für die Nutzer der „M32-Q“ App  : Nach Aufruf der App und Wahl des korrekten IEM Kanals (Mixbus) empfiehlt es sich, auf „Einstellungen“  zu gehen und den Bildschirminhalt nach oben zu schieben, bis man zum Eintrag „M32-Q“  kommt. Diesen anklicken und dann den „Bus Selection Lock“  aktivieren. Das stellt sicher, dass man nicht versehentlich den IEM Mix eines anderen Musikers verändert. Das funktioniert sowohl in der IOS als auch der Android Version.

    Hier findest du alle Versionen des Behringer X32 mit passendem Zubehör:

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    Disclaimer

    Ich bin weder Router-Spezialist noch IT-Experte, ich bin Musiker. Der vorstehende Praxisbericht beschreibt, welche Einstellungen an unserem Setup wir geändert und welche Erfahrungen wir damit gemacht haben.

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    Chris Hinz
    Chris Hinz verfügt über eine 6-jährige klassische Ausbildung am Piano und eine 3-jährige Ausbildung an der Sakralorgel. Er ist seit mehreren Jahrzehnten in der Musikszene Rhein Main aktiv und aktuell mit zwei Coverbands und einem Smooth Jazz Duo unterwegs. Chris Hinz ist freiberuflicher Unternehmensberater und war lange Zeit für ein namhaftes IT Unternehmen tätig.

    1 Kommentar

    1. Jetzt bin ich auf’s Feedback gespannt. Gerade habe ich den Router mit den Daten meiner zweiten Band bestückt. Das ist schon etwas zeitaufwändig, das macht man nicht mal eben so nebenbei. Aber ich freue mich schon auf die überraschten Gesichter, wenn wir am kommenden Wochenende die neue Konfiguration bei zwei Konzerten in NRW einsetzen.

      BG, Chris

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