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    Matthias Huber: 3 Tage Intensiv Audioseminar bei RCF/DB-Technologies in Köln

    Die systematische Vorgehensweise erzeugt eine gleichmäßige tonale Übertragung / © Engelmann Fotografie

    Thema: „Unbranded Sound System Design & Engineering“

    Vom 17-19. August fand in der großzügigen Vorführhalle von RCF / DB-Technologies in Köln ein Seminar mit Matthias Huber  statt, seines Zeichens einer der besten Audio-Systemtechniker Deutschlands. Ich war als StageAid-Redakteur  zusammen mit Fotografin Ursula Engelmann  dabei.

    Professioneller und gut strukturierter Workshop

    Von Anfang an merkte man, dass alles professionell organisiert war. Begrüßungsscreen, Coronatest, Getränke und Verpflegung standen bereit. Für jeden Teilnehmer war ein großer Seminartisch mit Netzwerkanschluß vorbereitet. Begleitet wurde das Seminar außerdem von RCF-Productmanager Veit Bartels .

    Matthias Huber / © Engelmann Fotografie

    „Tontechnik ist weit mehr als Lautsprecher hinstellen, dann die passende Musik einzuspielen und am Equalizer zu drehen.“

    Das wurde eindrucksvoll klar, als Matze Huber  die ersten Folien und Erklärungen präsentierte. So gründlich und fundiert hätte ich mir das nicht vorgestellt: Hier ging es neben dem Basiswissen, das jeder ernst zu nehmende Audio-Systemtechniker beherrschen sollte, dann auch richtig ins Detail.

    Um den Schluss vorwegzunehmen: Zum Ende des Seminars waren die Einstell- und Kombinationsmöglichkeiten fast beliebiger Lautsprecher-Kombinationen durchgesprochen bis hin zum Beamsteering in Line-Arrays. (Beam Steering, zu deutsch: Strahllenkung – beschreibt die erzwungene Steuerung eines Hauptstrahls durch Ändern der Phasen der beteiligten Einzelelemente)

    Veit Bartels (RCF) im Gepräch mit Matthias Huber / © Engelmann Fotografie

    Dabei kamen als Werkzeuge für die System-Einstellungen (das Alignment) geometrische Versätze, Amplitudenfrequenzfilter, Phasenangleichung mit Allpassfiltern und Delays zum Einsatz.

    Sämtliche Schritte wurden mit Messungen und Hörüberprüfung im reichhaltigen Angebot an verschiedenen Lautsprechersystemen innerhalb der RCF Academy Halle  durchgeführt. Die verschiedenen Speakertypen habe ich Euch am Ende dieses Beitrages verlinkt.

    Veit Bartels  war als Betreuer für die RCF/DB-Technologies Systeme  ganztägig mit aktiv. Auch sonst war das Seminar professionell organisiert bis hin zur ganztägigen Verpflegung mit Mittagessen für die Teilnehmer.

    Erfrischungen an der RCF-Getränketheke / © Engelmann Fotografie

    Das Konzept und die Vorgehensweise

    Wie im richtigen Leben auch: man fängt mit einem einzelnen Lautsprecher an und lernt zuerst mal die Funktionsweise kennen und verstehen. Um Lautsprecher in der Praxis zielorientiert einzusetzen und später auch mit Erweiterungen wie Bässen oder sonstigen Zusatzlautsprechern zu kombinieren, gehört das Verständnis und die Anwendung der theoretischen physikalischen Grundlagen.

    Genau hier hapert es bei den meisten Anwendern.

    Selbst ausgebildete Veranstaltungstechniker beherrschen die wichtigsten Grundlagen kaum und konfigurieren ihre Systeme leider oft suboptimal. So wird dann oft mit Equalizern und zusätzlichen Speakern das Ergebnis nur verschlimmbessert: Unterschiedlicher Sound und Lautstärke an allen Plätzen sind dann meist das unbefriedigende Ergebnis.

    Dabei sind die meisten Fehler nicht im Equalizing zu suchen, sondern entstehen durch ungenügende und ungleichmäßige Schallabdeckung im Verbund mit zeitlich inkorrekter Addition: Das bedeutet, dass manche Frequenzen konstruktiv (Mehr Schall), andere destruktiv (Weniger Schall) addiert werden (Kammfilter). Dadurch zerfällt das gesamte Klangbild und hat nicht mehr viel mit dem Original zu tun.

    PowerPoint Folie zu den unterschiedlichen Systemen / © Matthias Huber

    Und hier setzt dieses Seminar an …

    Zunächst werden die allgemeinen physikalischen Grundlagen erarbeitet, dazu zählen hauptsächlich:

    • Schallwahrnehmung und Bewertungsfilter
    • Die Dezibelrechnung
    • Der Zusammenhang zwischen Frequenz, Wellenlänge, Periodendauer, Phasenwinkel
    • Schallgeschwindigkeit mit den korrespondierenden Parametern
    • Schallausbreitung
    • Abstrahlverhalten
    • Schalladdition unter verschiedenen Phasenlagen

    Schritt eins ist die Verwendung eines einzelnen „normalen“ Pointsource-Lautsprechers …

    Der „normale“ jetzt aber optimierte Lausprecher / © Engelmann Fotografie

    … Darauf folgt der Ausbau mit Ergänzungen zu kompletten Anlagen. Zuerst kommt ein Bass dazu, dann weitere Bässe, danach weitere Topteile, die als Outfill oder Delay eingesetzt werden. Das kann man damit vergleichen, dass man erst einen kleinen Club bespielt, danach in ein größeres Venue kommt und zum Schluß große Hallen oder Stadien mit den geeigneten Lautsprecherkombinationen beschallt.

    Als Endergebnis zeigte uns Matze, wie man für große Arenen systematisch ein Beschallungskonzept konfiguriert und umsetzt, das mit Line-Arrays, Bassclustern, Near- und Sidefills sowie Delays das gesamte Auditorium mit gleichmäßiger Tonalität und einem Pegel Unterschied von maximal 6 dB beschallt.

    PowerPoint: Das komplette System / © Matthias Huber

    Hier noch 3 Screenshots mit dem kompletten Inhalt unseres 3 Tage-Seminars:

    © Huber/Cattarius

    Sämtliche Aufbauten wurden mit der Audio-Meßsoftware SysTune  sowie gelegentlich Smaart 8  und bis zu 4 Mess-Mikrofonen erfasst. Zur Signalverteilung diente eine EV-Matrix, die auch die Filterung und das übrige Alignment der Systeme übernahm. Damit Teilnehmer mit ihren eigenen Smaart– oder SysTune  Systemen mitmessen konnten, stellte Matze die einzelnen Meßsignale über ein Dante Netzwerk zur Verfügung.

    Die Mess- und Schaltzentrale des Seminars / © Engelmann Fotografie

    Messungen zum mithören / © Engelmann Fotografie

    Das Seminar heißt nicht umsonst „unbranded“… Damit will uns Matthias explizit nochmal aufzeigen, dass Physik und Marketing bekanntermaßen zwei unterschiedliche Dinge sind. Daraus folgt dann auch, dass nicht jeder bekannte Lautsprecherhersteller auch automatisch perfekt designte und untereinander kompatible Lautsprecher hat.

    Gerade, wenn es um die Kombination unterschiedlicher Modelle geht, sind, neben weiteren Faktoren, identische Phasenverläufe die Voraussetzung zur Kopplung mehrerer Systeme. Durch gutes Design bei der Entwicklung und DSP Einsatz ist das zwischenzeitlich mit vertretbarem Aufwand möglich.

    RCF  beispielweise hat das in den professionellen aktiven Modellen mittlerweile umgesetzt, was sich auch in den Testaufbauten beim Hören deutlich bemerkbar machte.

    Matze zeigt in seinen Seminaren, wie man auch unterschiedliche Lautsprecher so ein- und aufstellt, dass man sie im gemeinsamen Einsatz „verheiraten“ kann, damit sie mit- und nicht gegeneinander arbeiten.

    Das Ziel und die Umsetzung

    Das Ziel einer Beschallung sollte es sein, im gesamten Auditorium möglichst überall eine gleichmäßige tonale Übertragung (= gleiche Hüllkurve) innerhalb 6 dB Pegelunterschied zu erzielen.

    Die Vorgehensweise

    Wie schon oben beschrieben, werden zuerst einzelne Systeme mit ihren Eigenschaften vorgestellt, dann werden Kombinationen aus verschiedenen Systemen zuerst in der Theorie, auch mit Vorabsimulationen, und dann im praktischen Aufbau untersucht und mit unterschiedlichen Einstellungen gemessen und gehört. Dazu wird immer systematisch vorgegangen. Das ist umso wichtiger, je komplexer die Systemzusammenstellungen werden.

    Live hören – Unterschiede feststellen / © Engelmann Fotografie

    Die Einzelthemen

    Etwas weiter oben sind nochmal die Hauptthemen unseres Seminars in der großzügigen RCF Academy Halle  aufgeführt. Neben einem gründlichen Blick in die Funktionsweise und die richtige Anwendung aktueller Messsysteme (hier vor allem Smaart und Systune) wurden alle Aufbauten erklärt und die entsprechenden Messungen analysiert.

    Interpretation der Messung / © Matthias Huber

    Als Basis für alle Audioeinstellungen und deren Überprüfung ist dabei der Einsatz der Meßtechnik wichtig. Diese sollte man unbedingt beherrschen um die Ergebnisse interpretieren können.

    Sehr intensiv wurden die verschiedenen Möglichkeiten von Bassaufstellungen und die resultierende Schallausbreitung, Wirkungsgrad und Impulstreue (→ Eher schleppender oder eher knackiger Sound) durchgearbeitet. So wurden hier die Unterschiede konventioneller Aufstellungen mit verschiedenen Arrayformen besprochen, z.B. Subarcs (→bekannt als „ Zahnlücken“ – Aufstellung, siehe unteres Bild) grade und gecurvt in Kombination mit Delays und Leveloffsets, Cardioid Endfired – und Gradient Arrays.

    Aufstellung: Subwoofer – Lücke – Subwoofer – im Test / © Engelmann Fotografie

    Auch hier wurde klar, dass eine perfekt gleichmäßige Pegelverteilung nur mit entsprechendem Know-How und der unterstützenden Messtechnik realisiert werden kann. Dazu seht ihr hier eine Skizze:

    Gleichmäßige Pegelverteilung des Basses / © Matthias Huber

    Das letzte Thema des Seminars war die gründliche Einführung in die Theorie und Praxis der Line-Array Systeme. Auch dabei wurden alle Einstellmöglichkeiten ausführlich erläutert, darunter (fast) alle Strategien, wie man Beamforming und Pegelgleichheit auf große Distanzen erreicht.

    Zum Schluß qualmten zwar einige Köpfe, doch die Stimmung und der Austausch untereinander blieb über die gesamte Seminardauer hervorragend.

    Die Seminarteilnehmer. Hinten links der verschlafen wirkende Typ ist Jörg Kirsch, der Autor dieses Artikels / © Engelmann Fotografie

    Was das Seminar mit Matze Huber besonders auszeichnete

    • Sehr viel Erfahrung als Systemtechniker und Meßexperte
    • Seine Seminare sind sehr verständlich, logisch und praxisnah aufgebaut
    • Gute Vorbereitung des Gesamtseminars mit Verpflegung und Unterlagen (auf Stick)
    • Themen, die wichtig, aber woanders kaum präsent sind, werden hier behandelt
    • Die Teilnehmer bekommen den „Matze-Stick“ mit guten ADD-Ons wie diverse Kalkulatoren, die man im täglichen Einsatz zur Vorbereitung seines Jobs einsetzen kann.
    • Motto: „make your System predictable“. Denn wer weiß, was er macht kann den Job im Vorfeld schon so genau planen, dass dieses Try & Error Prinzip wegfällt. Und genau das lernt man hier.

    Grundsätzlich sind die Seminarthemen für jeden interessant, der professionelle Arbeit als Systemtechniker auch in umfangreichen, komplexen Systemen leisten will.

    Für einfachere Anwendungen reichen auch einzelne Seminarmodule aus, da dürfte auch ein Tagesseminar genügen. Wichtig ist es, sich den Umgang mit einem professionellen Meßsystem anzueignen.

    Wer kann Matze`s Seminare und Dienstleistungen als Systemtechniker für welchen Zweck und Einsatz buchen?

    • PA Companies, die ihre Systeme perfekt einstellen wollen, können Matze buchen, er erstellt passende Presets, entweder im Lager oder „on the Job“. Parallel dazu kann man sich und seinen Mitarbeitern oder Kollegen eine Schulung geben lassen.
    • Audio-Vertriebe oder Hersteller können ein Seminar mit Matze buchen und entweder Kunden oder auch externe Teilnehmer einladen. Gut geschulte Anwender gehen kompetenter mit den Systemen um, d.h., dass auch die Beschallungen an Qualität gewinnen.
    • (Berufs) Schulen und Institute
    • Beschallungsfirmen, die einen guten Systemtechniker für einen Auftrag brauchen, sind bei Matze Huber gut aufgehoben

    Diese 2-Weg-Lautsprecher hat Matze verwendet:

    (Die folgenden Links sind anklickbar und führen zu den einzelnen Modellen)

    RCF ART 912,
    RCF ART 712 MKII (der alte ohne FIR), –
    und das kleine Linearray HDL 6,
    Das geflogene Linearray war HDL 30, –
    und die benutzten Subs TTS18 MKII,
      Auf dem Windup hatte Matze
    dBTechnologies Vio X 10

    Schaut hier das Mothergrid Video Interview mit Matze zum Seminar:

    Kontaktdaten Matthias Huber: info@sv-veranstaltungstechnik.de

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    Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
    Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.
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