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    Gefahr durch Bühnenlicht: Was ihr über die Gefahren durch Scheinwerfer­strahlung wissen solltet

    Gefahren durch Scheinwerferstrahlung? Bühnentechniker denken hier meist an Laser oder schädliche UV-Strahlung. Dabei ist das Thema komplexer, denn Licht ist weit gefährlicher auch außerhalb dieser beiden Bereiche. Und genau deshalb ist dieser Artikel meiner Meinung nach Pflichtlektüre, auch für Menschen, die sonst auf der Bühne oder im Publikum unterwegs sind.

    Warum der Umgang mit Licht professionelles Know-How erfordert

    Licht ist ein wesentliches Element jeder Bühnenproduktion. Es hebt Künstler hervor, schafft Atmosphäre und zieht das Publikum in den Bann der Aufführung. Während die kreativen Effekte von Licht auf der Bühne unverzichtbar sind, bergen die Scheinwerfer auch unsichtbare Gefahren.

    Neben dem sichtbaren Licht geben Scheinwerfer oft auch ultraviolette (UV) und infrarote (IR) Strahlung ab, die potenziell gesundheitsschädlich sein können. Techniker und Bühnenprofis müssen die verschiedenen Arten von Strahlung und deren Gefahren kennen, um sich und das Publikum zu schützen. In diesem Artikel werden die unterschiedlichen Strahlungsarten, ihre Wellenlängen und potenziellen Risiken erläutert sowie praktische Tipps zum sicheren Umgang mit Bühnenbeleuchtung gegeben.

    Kleiner Spoiler:
    Höchst gefährlich ist eine Farbe im sichtbaren Bereich, die kaum jemand so einschätzt.

    Arten von Lichtstrahlung:
    Wellenlängen und ihre Auswirkungen

    Lichtquellen auf der Bühne senden Strahlung in verschiedenen Wellenlängen aus, die jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper haben können:

    1. Ultraviolettes Licht (UV-Licht, 100–400 nm): UV-Strahlung ist unsichtbar und wird in UV-A (315–400 nm), UV-B (280–315 nm) und UV-C (100–280 nm) unterteilt. Während UV-C normalerweise von der Erdatmosphäre absorbiert wird, können UV-A und UV-B von Bühnenlichtern wie Quecksilberdampflampen abgegeben werden. UV-Strahlung kann photochemische Schäden an der Haut (Sonnenbrand) und den Augen (Hornhautschäden) verursachen. UV-B ist besonders gefährlich und kann bei längerer Exposition zu Hautkrebs und schweren Augenschäden führen.
    2. Sichtbares Licht (400–700 nm): Dieser Bereich umfasst das gesamte Farbspektrum von Violett (ca. 400 nm) bis Rot (ca. 700 nm). Blaues Licht (ca. 400–500 nm) ist besonders gefährlich, da es sowohl fotothermische (durch Erwärmung) als auch fotochemische (durch chemische Reaktionen im Gewebe) Effekte haben kann. Ein hoher Blauanteil, wie bei Lichtquellen mit einer Farbtemperatur von 6000 K, kann die Netzhaut belasten und langfristig schädigen. Im Gegensatz dazu ist Licht mit einer Farbtemperatur von 3000 K, das weniger Blau enthält, weniger risikoreich. Rotes Licht (ca. 620–700 nm) hat geringere Energie und ist weniger gefährlich, da es hauptsächlich als Wärmestrahlung wirkt und weniger fotochemische Reaktionen hervorruft.
    3. Infrarotstrahlung (IR-Licht, 700 nm – 1 mm): Infrarotstrahlung ist ebenfalls unsichtbar und wird als Wärme wahrgenommen. Vor allem IR-A (700–1400 nm) kann tief in die Haut eindringen und Gewebeschäden verursachen. Längere Einwirkung kann zu Hitzeschäden oder Verbrennungen führen, besonders bei Nähe zu heißen Lichtquellen.
    Optisches Spektrum inkohärenterbStrahlung
    Spektralbereiche-der-optischen-Strahlung_Grafik-von-TROS-IOS

    Strahldichte und Bestrahlungsstärke:
    wichtige technische Parameter für die Bühnensicherheit

    Um die Risiken durch Lichtquellen besser zu verstehen, sind zwei physikalische Begriffe besonders wichtig: Strahldichte und Bestrahlungsstärke.

    • Strahldichte (cd/m²): Die Strahldichte beschreibt die Lichtintensität pro Flächeneinheit. Eine hohe Strahldichte entsteht durch stark gebündeltes Licht und kann für die Augen besonders gefährlich sein, da konzentrierte Lichtstrahlen die Netzhaut direkt beschädigen können. Scheinwerfer wie Moving Lights oder punktförmige Lichtquellen haben oft eine hohe Strahldichte. Auch kurze Einwirkzeiten können hier bereits schädlich sein. Techniker sollten deshalb niemals direkt in den Lichtstrahl solcher Scheinwerfer schauen.
    • Bestrahlungsstärke (W/m²): Die Bestrahlungsstärke beschreibt die Menge der Strahlung, die auf eine Fläche trifft. Hohe Bestrahlungsstärken können zu thermischen Schäden führen, besonders wenn man sich längere Zeit in der Nähe von intensiven Lichtquellen aufhält. Einfache Maßnahmen wie das Halten eines ausreichenden Abstands oder das Tragen von Schutzkleidung können helfen, die Auswirkungen hoher Bestrahlungsstärken zu minimieren.
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    Risikogruppen: Wer ist besonders gefährdet?

    Nicht alle Menschen reagieren gleich auf Lichtstrahlung. Einige Gruppen sind besonders anfällig:

    • Menschen mit heller Haut oder empfindlichen Augen: Weniger Schutz gegen UV-Strahlung, höhere Anfälligkeit für Sonnenbrand und Augenschäden.
    • Personen, die regelmäßig unter starker Beleuchtung arbeiten: Bühnentechniker, Lichtdesigner und Künstler, die lange Zeit im Lichtkegel von Scheinwerfern stehen.
    • Ältere Menschen: Weniger Pigment und eine verminderte Fähigkeit, Schäden durch UV-Strahlung zu reparieren.
    • Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen: Personen mit Hauterkrankungen, Augenerkrankungen oder einem geschwächten Immunsystem.

    Gefahren durch Scheinwerferstrahlung:
    Kennzeichnungspflicht und Verantwortung der Techniker

    Gemäß den Vorschriften (DIN EN 62471) müssen alle Lampen und Lichtquellen, die potenziell gefährlich sind, deutlich gekennzeichnet sein. Diese Kennzeichnung erfolgt oft durch einen Aufkleber mit dem Warnsymbol „Vorsicht! Optische Strahlung“. Scheinwerfer, die in die Risikogruppen 2 und 3 fallen, müssen zudem entsprechende Sicherheitsinformationen enthalten, die den Mindestabstand zu Personen und andere Sicherheitsvorkehrungen spezifizieren.

    Für Techniker und Lichtdesigner bedeutet dies, dass sie nicht nur wissen müssen, welche Lampen gefährlich sind, sondern auch, wie sie diese sicher einsetzen. Werden diese Vorschriften nicht beachtet, können Techniker für Schäden haftbar gemacht werden, die durch unsachgemäßen Einsatz von Lampen entstehen. Bei falschem Lampeneinsatz kann auch das Publikum den Gefahren durch direkte Scheinwerfer­strahlung ausgesetzt sein. Es ist daher wichtig, dass alle Techniker die Sicher­heits­an­weisungen lesen und verstehen, bevor sie eine neue Lampe in Betrieb nehmen. Somit können die Lampen sachgerecht eingesetzt werden.

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    Lampen Risikogruppen und Gefahreneinstufung
    gemäß DIN EN 62471

    Die DIN EN 62471 klassifiziert Lichtquellen basierend auf ihrem Risiko für die menschliche Gesundheit in vier Gruppen:

    • Gruppe 0 (Kein Risiko): Diese Lichtquellen stellen keine fotobiologische Gefährdung dar. Typische Beleuchtungen mit geringem Blauanteil sind in dieser Gruppe.
    • Gruppe 1 (Geringes Risiko): Lichtquellen, die bei bestimmungsgemäßer Benutzung keine Gefahr darstellen. Die Emissionswerte überschreiten die Grenzwerte nur bei sehr langen Bestrahlungsdauern, die normalerweise nicht auftreten.
    • Gruppe 2 (Mittleres Risiko): Diese Lichtquellen können gefährlich sein, wenn natürliche Abwendreaktionen (wie Wegschauen oder Lidschluss bei hellem Licht) nicht ausreichen. Bei Shows und Festivals, wo das Publikum unter Einfluss von Substanzen steht und möglicherweise nicht schnell genug reagieren kann, ist besondere Vorsicht geboten.
    • Gruppe 3 (Hohes Risiko): Diese Lichtquellen stellen selbst bei kurzzeitiger Bestrahlung eine Gefahr dar. Sie dürfen nicht direkt in den Publikumsbereich strahlen, da sie sofortige Schäden verursachen können.

    Hier stellen wir euch einige Lampen vor, die sich in der allgemeinen Anwendung auch ohne “Waffenschein” einsetzen lassen.

    Tabelle zur Risikoeinschätzung und Verletzungsbilder
    nach Wellenlänge

    Die Technische Regel zur Betriebssicherheit – Einsatz von optischer Strahlung (TROS-IOS) bietet eine Übersicht über die Verletzungsrisiken in Abhängigkeit von den verschiedenen Wellenlängen:

    Gruppe Risiko Bedeutung Blaulicht – kleine Quelle (Ee W/m²) Netzhaut thermisch (Le W/(m² sr)) Empfohlene Maximale Einwirkzeit
    0 Kein Risiko Keine fotobiologische Gefährdung 100 (ca. 2,8h) 28.000/a (ca. 10s) Kein Risiko bei üblicher Verwendung
    1 Gerin­ges Risiko Gefährdung bei langer Bestrah­lungs­dauer 10.000 (ca. 100s) 28.000/a (ca. 10s) Über längere Zeiträume geringes Risiko
    2 Mitt­leres Risiko Gefahr, wenn natürliche Abwend­reaktionen überwunden werden 4.000.000 (ca. 0,25s) 400 (ca. 0,25s) Kurze Bestrahlung kann gefährlich sein
    3 Hohes Risiko Gefahr auch bei kurzer Bestrahlung Sehr hohe Werte Sehr hohe Werte Sofort gefährlich

    Diese Tabelle hilft Technikern und Lichtdesignern, die Gefährdung je nach verwendetem Scheinwerfertyp schnell einzuschätzen und geeignete Schutzmaßnahmen zu treffen.

    Praktische Tipps zur Risikominimierung im Bühnenalltag

    Techniker und Bühnenpersonal können durch folgende Maßnahmen das Risiko und die Gefahren durch Scheinwerferstrahlung minimieren:

    1. Direkten Blickkontakt mit starkem Licht vermeiden: Schau niemals direkt in helle Scheinwerfer, insbesondere in solche der Risikogruppe 2 oder 3. So schützt du deine Augen vor sofortiger Schädigung.
    2. Nutze den Schatten: Arbeiten in schattigen Bereichen oder das Erzeugen von Schatten durch kluge Platzierung von Requisiten hilft, die direkte Strahlungsexposition erheblich zu reduzieren.
    3. Verwendung persönlicher Schutzausrüstung (PSA):
      • Schutzbrillen: Spezielle Brillen schützen die Augen vor UV- und IR-Strahlung sowie vor HEV-Licht.
      • Schutzkleidung: Langärmelige, dicke Kleidung schützt die Haut vor UV-Strahlung und intensiver Hitze.
    4. Regelmäßige Pausen einlegen: Lange Einwirkzeiten erhöhen das Risiko von Schäden. Regelmäßige Pausen sind wichtig, um Augen und Haut zu entlasten.
    5. Moderne Lichtquellen verwenden: Moderne Scheinwerfer mit UV- und IR-Filtern sind sicherer und sollten bevorzugt eingesetzt werden.
    6. Messgeräte verwenden: Luxmeter und spezielle Strahlungsmessgeräte überwachen die Strahlungsintensität und helfen, sie innerhalb sicherer Grenzen zu halten.
    7. Scheinwerfer sorgfältig positionieren: Scheinwerfer sollten so ausgerichtet werden, dass sie nicht direkt auf Arbeitsbereiche oder das Publikum strahlen. Die Nutzung von Streulicht und Reflexionen für indirekte Beleuchtung ist oft sicherer.
    8. Verantwortung übernehmen: Techniker sind für den sicheren Einsatz von Lampen verantwortlich. Es ist wichtig, sich der Gefahren bewusst zu sein und sicherzustellen, dass alle Vorschriften und Kennzeichnungen beachtet werden.

    Gefahrenerkennung und einfache Messungen vor Ort

    Um die „Gefahr“ einer Lichtquelle schnell zu beurteilen, können Techniker einfache Methoden verwenden:

    • Sichtbare Helligkeit prüfen: Ein heller, scharf begrenzter Lichtkegel deutet auf eine hohe Strahldichte hin, bei der besondere Vorsicht geboten ist.
    • Hitzetest mit der Hand: Wenn die Hand im Lichtstrahl erwärmt wird, liegt Infrarotstrahlung vor. Dies erfordert ggf. Schutzmaßnahmen gegen Wärmebelastung.
    • Einfache Reflexionsprüfung: Indirekte Beleuchtung durch Reflexion ist in der Regel weniger intensiv und sicherer für Augen und Haut.

    Fazit: Sicherheit durch Wissen und Prävention

    Die Arbeit mit Licht auf der Bühne erfordert nicht nur kreatives Talent und technisches Know-how, sondern auch ein tiefes Verständnis der Risiken durch optische Strahlung. Durch das Wissen um die unterschiedlichen Strahlungsarten und deren Auswirkungen sowie durch die Anwendung geeigneter Schutzmaßnahmen können Techniker und Bühnenprofis das Risiko gesundheitlicher Schäden minimieren, sowohl für sich als auch das Publikum.

    Die Einhaltung von Vorschriften und Kennzeichnungspflichten ist entscheidend, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten. Weitere Informationen findet ihr in den Publikationen der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).

    Und zusätzlich findet ihr HIER ein PDF über die Untersuchung und Bewertung unterschiedlicher Theaterscheinwerfer durch die Seibersdorf Labor GmbH  nach verschiedenen Vorgaben und Richtlinien. Darüber hinaus wird der Mess-Aufbau und der praktische, gefährdungsfreie Umgang mit den Scheinwerfern in der Praxis vorgestellt.

    Wir würden uns freuen, wenn durch diesen Artikel mehr Verständnis für die oft unterschätzten Risiken durch Lichtimission entsteht. Weitere Informationen und praktische Tipps findest du hier auf StageAid.de.

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    Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
    Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.
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