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Sonntag, Dezember 28, 2025
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StartTechnikITKI als Co-Pilot: Was sich im Live-Alltag wirklich ändert
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KI als Co-Pilot:
Was sich im Live-Alltag wirklich ändert

Pro & Contra © KI-generiert, Engelmann Promotion

Die Branche hat sich auch schon vor dem aktuellen KI Hype in den letzten Jahren in vielen Schritten stark verändert: digitalisierte Signalwege, komplexere Netz­wer­ke, mehr Geräte, mehr Software. Das bringt immer neue Möglichkeiten – aber gleichzeitig mehr Fehlerquellen. Künstliche Intelligenz in der Or­ga­nisa­tions­soft­ware, optimierte Ar­beits­ab­läu­fe mit Hilfe der KI bis hin zum intelligenten Sound­de­sign: Künstliche Intelligenz dringt immer tiefer in unser tägliches Leben vor und auch die Musikproduktion steht vor einer revolutionären Veränderung. Und überhaupt – was ist mit der GEMA?

These zum Start: KI nimmt dir nicht die Show ab – aber sie nimmt dir genau die Dinge ab, die dir unnötig Zeit und Nerven rauben und oft auch zu Fehlern führen. 

Warum KI jetzt in der Veranstaltungstechnik ankommt

Früher war vieles einfacher „ein Kabel, ein Signal, ein Fehler“ und damit auch einfachere Fehlersuche. Heute kann ein Problem aus vielen Ecken kommen: Routing, Firmware, Netzwerk, Hardware, Clocking, Strom, Patch, Szene oder Bedienung. Genau hier ist KI hilfreich, weil sie Informationen schnell sortiert, Muster erkennt und dir strukturierte Vorschläge liefert.

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Wichtig ist dabei der Realitätscheck: KI ersetzt keine Erfahrung. Sie macht Erfahrung nur wirksamer – vor allem dann, wenn Zeitdruck und viele Abhängigkeiten zusammenkommen. Das hilft, Erfahrungen in Routinen umsetzen, z.B. für präventive Systemwartungen oder für schnelle strukturierte Fehleranalysen. Schauen wir uns das einmal genauer an.

 © Engelmann Promotion

DMX Patching mit Hilfe von KI (man sieht allerdings, dass die Adressvergabe unrealistisch ist) © KI-generiert, Engelmann Promotion

Was KI heute schon kann – realistisch gesehen

Wenn du Künstliche Intelligenz  hörst, denken viele von euch schnell an „KI mischt den Ton“ oder „KI steuert Lichtshows“. Realistisch und sinnvoll ist aktuell etwas anderes:

  • KI kann Dokumentation erstellen, vereinheitlichen und aktualisieren, zum Beispiel Checklisten, Ablaufpläne, Übergaben und Reports.
  • KI kann die Fehlersuche strukturieren, indem sie aus Symptomen und Setup eine sinnvolle Prüfreihenfolge baut.
  • KI kann Setups vorbereiten, etwa Patch-Ideen, Materiallisten oder einen Ablauf als Startpunkt, den du prüfst und anpasst.
  • KI kann Lernen und Einarbeitung beschleunigen, weil sie Zusammenhänge in normalem Deutsch erklären kann. Wichtig für Schulungen.

Der wichtige Unterschied:
KI ist Copilot, nicht Pilot – Der bist du

KI kann Muster erkennen und Vorschläge machen. Aber sie versteht die Realität backstage nicht wirklich. Sie weiß nicht, wie es sich anfühlt, wenn alle gleichzeitig reden, die Zeit knapp wird und der Kunde nervös wird. Was KI nicht ersetzen wird, sind Show-Timing, Crew-Dynamik, Diplomatie zwischen den Gewerken und dein Urteil in kritischen Momenten. Deshalb ist KI am besten, wenn sie dir Kopfarbeit abnimmt – du aber die Verantwortung behältst.

IP-Routing mit KI © KI-generiert, Engelmann Promotion

IP-Routing mit KI © KI-generiert, Engelmann Promotion

Konkrete Situationen aus dem Alltag: Stand / KI-Einsatz / Effekt

Die nun folgenden sehr typischen Szenen haben wir hier in einer Tabelle exemplarisch dargestellt. Situationen, die immer wieder bei Live-Jobs auftreten können – Du erkennst die Aufgabenstellung und was du konkret mit KI korrigieren kannst – und was sich danach im Ablauf verbessert:

Situation
Status/Auf­ga­ben­stellung
Was leistet deine KI?
Was sich danach ändert
Kurz vor dem Einlass: Funkstrecken machen Aussetzer
Du hast Dropouts und keine Zeit, dich jetzt reinzufuxen. Es ist unklar, ob Antennen, Koordination, Störer oder Bedienung der Auslöser sind
Du gibst der KI die Fak­ten in kurzen Sät­zen: Modell, Fre­quenz­be­reich, An­ten­nen-Posi­tion, Um­ge­bung (LED-Wand, Pub­likum, WLAN), seit wann es passiert und wie es sich zeigt. Wenn du Scan-Werte oder Notizen hast, packst du sie dazu
Du bekommst eine prio­ri­sier­te Prüf­lis­te. Du arbeitest struk­tu­riert statt hek­tisch und fin­dest Ur­sa­chen schnel­ler. Das spart Zeit und Nerven
Linecheck: Ein Kanal ist plötzlich tot
Kein Signal, alle schauen dich an. Unter Druck überspringt man gern Basics oder springt quer durch das Setup
Du lässt dir eine Feh­ler­ket­te er­stel­len: Mi­kro → Ka­bel → Stage­box → Rou­ting → Ka­nal → Bus → Out­put. Du er­gänzt, ob Stage­box, Split, Dan­te, AES50 oder ana­log ge­nutzt wird
Du gehst die Sig­nal­kette Schritt für Schritt durch, findest häufig den Klassiker (Mute, falsches Patch, Port, Gain, Routing) und kannst die Lösung sofort sauber notieren
Umbau/Probe: Patchliste ist am Ende unbrauchbar
Änderungen wurden zu schnell gemacht, Notizen sind unvollständig. Plötzlich hat jeder andere In­for­ma­tio­nen und fehlerhafte Un­ter­la­gen
Du gibst der KI die ak­tu­elle Ka­nal­lis­te und deine Än­de­rungs­no­tiz­en. Du lässt daraus eine saubere Inputliste, eine Patchliste und eine kurze „gültige Version“ für die Crew erstellen
Alle sind wieder syn­chron. Fol­ge­feh­ler sinken, weil nicht jeder nach Gefühl arbeitet
Aufbau in neuer Location aufgrund mangelhafter Informationen oder Verspätung unter Zeitdruck
Die Location ist anders als gedacht. Strom, Wege, Rig­ging oder Platz passen nicht, und Zeiten werden ge­scho­ben
Du beschreibst der KI deinen ur­sprüng­lich­en Ab­lauf und die Ab­wei­chun­gen („Strom wei­ter weg“, „Lade­weg län­ger“). Du lässt dir einen neuen Ab­lauf mit Ab­hän­gig­kei­ten und Puf­fern er­stel­len
Du bekommst einen realistischen Plan, wer wann was macht, wo Pro­ble­me sind. Das re­du­ziert Leer­lauf, Stress und un­nö­tige Dis­kus­sio­nen
Audio over IP / Netzwerk: Knack­ser und Sync-Probleme
Viele Möglichkeiten: Clock, Sample Rate, Switch, VLAN, QoS, Kabel. Häufig wird zu viel diskutiert und zu wenig geprüft.
Du beschreibst der KI die Topologie: Geräte, Switches, Clock-Quelle, Sample Rate, wo die Symptome auftreten. Wichtige Controller-Werte ergänzt du als Text
Du er­hältst eine klare Prüf­rei­hen­fol­ge. Du findest Ur­sa­chen schnel­ler und baust weniger Work­arounds, die spä­ter wie­der Är­ger machen
Licht/DMX – Flackern oder unlogische Reaktionen
Werte springen, Fixtures reagieren falsch. Unter Druck entstehen schnell „Fixes“, die neue Probleme erzeugen
Du gibst Universe / Adressierung, No­des, Mo­de, ob RDM aktiv ist, und wel­che Ge­rä­te be­trof­fen sind. Du lässt dir eine Checkliste bauen, was zuerst geprüft wird
Du fin­dest Dop­pel­pat­ches, fal­sche Mo­des oder Uni­ver­se-Ver­wechs­lun­gen schnel­ler. Das Sys­tem bleibt sau­ber­er und sta­bi­ler
Crew-Kommunikation: Missverständnisse häufen sich
Gemischte Crew, neue Leute, hoher Druck. Informationen gehen verloren, die Stimmung kippt
Du lässt dir ein kur­zes Crew-Brie­fing for­mu­lie­ren: Zu­stän­dig­kei­ten, Rei­hen­fol­ge, No-Gos, Funk­ka­näle und Not­fall­weg. Du hältst es bewusst knapp
Die Ansage wird klarer und die Crew ruhi­ger. Feh­ler sin­ken, weil weni­ger ge­ra­ten wird und Ver­ant­wort­lich­kei­ten klar sind
Nach dem Gig: Kein Report, Wissen ver­schwin­det
Am nächsten Tag ist vieles weg. Beim nächsten Job passiert der gleiche Mist wieder
Du sprichst oder tip­pst Stich­punk­te: Pro­ble­me, Lö­sun­gen, of­fe­ne Punk­te, auf­fäl­li­ges Ma­teri­al. Die KI macht da­raus ei­nen Re­port mit Maß­nah­men
Wissen bleibt im Team, nicht nur im Kopf ein­zel­ner. Wie­der­keh­ren­de Feh­ler wer­den weni­ger, weil du wirk­lich aus den Er­fah­run­gen lernst

Line-Array Simulation auf einem Monitor © Engelmann Promotion

Line-Array Simulation auf einem Monitor © KI-generiert mit Rechtschreibefehlern, Engelmann Promotion

Wie du KI fütterst, damit sie brauchbare Ergebnisse liefert

KI ist nur so gut wie deine Infos. Wenn du ihr nur sagst „funktioniert nicht …“, kommt auch nur „… probier´ mal neu“. Gib der KI stattdessen kurz und klar drei Dinge: Situation, Setup-Fakten und Symptom. Einfache Prompts die in der Praxis funktionieren:

  • Situation: Was passiert gerade und wie hoch ist der Zeitdruck?
  • Setup: Welche Geräte, Signalwege oder Netzwerkbausteine sind beteiligt?
  • Symptom: Wie genau äußert es sich, seit wann, und was wurde zuletzt geändert?
  • Ziel: Willst du eine Prüfreihenfolge, eine Checkliste oder eine saubere Liste/Doku?

Wichtig:
Die Prompts müssen sehr präzise sein. Der Computer an sich ist erstmal doof:
Wenn du´s nicht genau bzw. “für kleine Kinder” beschreibst, entstehen Fehler …

Was sich langfristig ändert – wenn man es konsequent nutzt

Wenn KI sinnvoll eingesetzt wird, passiert kein Wunder. Aber drei Effekte werden sich sehr wahrscheinlich einstellen:

  • Du bleibst unter Druck strukturierter,
  • du dokumentierst häufiger und sauberer und
  • Teams werden schneller und sicherer.

Das macht Jobs verlässlicher und reduziert Stress – ohne dass du dein Handwerk aus der Hand gibst.

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3 Testszenarien für deinen nächsten Job

  • Fehlersuche als Checkliste in kurzer Zeit: Wenn etwas klemmt, gib´ der KI Situation, Setup und Symptom bekannt. Lass dir eine Prüfreihenfolge erstellen und arbeite sie ab. Du bleibst ruhig und verlierst keine Zeit mit Aktionismus.
  • Übergabe/Report aus Stichpunkten direkt nach der Show: Drei Minuten Notizen reichen: Was war auffällig, was wurde geändert, was ist offen? Die KI macht daraus einen sauberen Report mit Maßnahmen, den dein Team beim nächsten Job direkt nutzen kann.
  • Patch- und Kanallisten nach Probe/Umbau sauber aktualisieren: Wenn es viele Änderungen gab, gibst du der KI die Kanalliste plus Notizen. Du bekommst eine klare, lesbare Version, die jeder versteht. Das reduziert Folgefehler massiv.

KI wird die Show nicht fahren. Aber sie kann dir auf jeden Fall dabei helfen, unter Druck präzise zu arbeiten, weniger Fehler zu machen und dein Team besser mitzunehmen. Wenn das klappt, fühlt sich der Job nicht nur professioneller an – er macht auch mehr Spaß.

Wo liegen die Kabel? Wie lang sind sie? Kann optimiert werden? Kausalprüfung Kabel mit der KI © KI-generiert, Engelmann Promotion

Wo liegen die Kabel? Wie lang sind sie? Kann optimiert werden? Kausalprüfung Kabel mit der KI © KI-generiert, Engelmann Promotion (auch hier wieder mit Rechtschreibefehlern)

Und was macht die GEMA?

Längst kann KI neben Hintergrundmusik auch ernstzunehmende Pop-Songs herstellen. Musiker sind in Aufruhr. Die GEMA versucht, Ansprüche der Künstler gegen KI-Unternehmen durchzusetzen. Am 11. November 2025 war es dann endlich soweit:

GEMA setzt sich gegen OpenAI durch

Im weltweit beachteten Verfahren der GEMA gegen den US-amerikanischen KI-Anbieter OpenAI hat das Landgericht München jetzt ein sehr klares Urteil gesprochen: OpenAI verletzt mit dem Training und dem Betrieb von ChatGPT geltendes Urheberrecht. Erstmals wurde in Europa die Nutzung ur­he­ber­recht­lich geschützter Werke durch generative KI-Systeme rechtlich bewertet und zugunsten der Kreativen entschieden.

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Das Landgericht München stellt in seinem Urteil unmissverständlich fest, dass OpenAI für das Training und den Betrieb von ChatGPT die Rechte an den eingeklagten Songtexten deutscher Urheberinnen und Urheber aus dem GEMA Repertoire hätte erwerben müssen. In den Systemen seien Kopien der Ori­gi­nal­wer­ke enthalten, die auf einfache Prompts der Nutzerinnen und Nutzer ausgegeben würden. Dies seien vergütungspflichtige Eingriffe in das Urheberrecht, für die OpenAI eine Lizenz erwerben muss, mit der die Urheberinnen und Urheber angemessen vergütet werden.

Dr. Tobias Holzmüller , CEO der GEMA, stellt dazu fest: „Das Internet ist kein Selbstbedienungsladen und menschliche Kreativleistungen sind keine Gratisvorlage. Wir haben heute einen Präzedenzfall geschaffen, der die Rechte der Urheberinnen und Urheber schützt und klärt: Auch Betreiber von KI-Tools wie ChatGPT müssen sich an das Urheberrecht halten. Wir konnten heute die Lebensgrundlage Musikschaffender erfolgreich verteidigen.“ (aus der Pressemitteilung  der GEMA)

Zum Schluß noch ein Buchtipp: Ein Must-have für Eventmanager*innen und die es werden wollen. Neu in dieser 5. vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage vom Juni 2025, ist ein Kapitel über den konkreten Einsatz von KI im Eventmanagement. Das Buch richtet sich an alle Prak­ti­ker*in­nen, Quer­ein­stei­ger*innen und Stu­die­rende der Lehr­gän­ge Event­ma­nage­ment, Kom­muni­ka­tions­wis­sen­schaf­ten und Mar­ke­ting: „Dieter Jäger: Grundwissen Eventmanagement „

Zum Thema Künstliche Intelligenz in der Musikproduktion  ist übrigens kürzlich (10/2025) bei uns schon ein Beitrag erschienen: KI in der Musikproduktion: Chancen, Folgen und Gefahren ; da geht es, neben einigen hilfreichen Softwaretipps, um die Chancen in der Generierung von Musik mittels KI aber auch um die Herausforderungen vor denen die Kreativbranche steht …


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Daniel Gattaz Sturhttps://www.adamhall.com/
Consultant Organisational Culture, Leadership & Transformation bei Adam Hall. In dieser Rolle arbeitet er direkt mit dem CEO an Themen wie Führungsentwicklung, KI-Initiativen, Entwicklung der Organisationskultur und Überprüfung des Organisationsdesigns. Mit seiner umfassenden Erfahrung in der Organisations- und Führungsentwicklung entwirft er nachhaltige Konzepte, ist für die Auswahl strategischer HR-Instrumente verantwortlich und trägt aktiv zu den strategischen Projekten der Adam Hall Group bei.
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