Konzert der Band LIO in der Kammgarn Spinnerei Kaiserslautern © André Gmür
Es ist Samstagabend, halb zehn. Drei Musiker stehen in einer alten Hofscheune, zwei Scheinwerfer, ein Cajón, eine Akustikgitarre, Gesang und eine kleine Audioanlage. Kein großes Setup, keine große Show. Aber was da passiert, ist echt. Die Leute hören zu. Singen mit. Kaufen am Ende ein Shirt, ein Album, buchen die Band für ihre Hochzeit …
… Keine Szene aus einem Netflix-Drehbuch, doch ein durchaus realistisches Szenario. So lief es bei der Band LIO und zeigt: Musik machen kann sich auch 2025 wirtschaftlich lohnen. Wenn man es richtig anpackt. Dieser Beitrag möchte zeigen, wie es geht. Gerade, wenn ihr am Anfang eurer Karriere steht und nach guten Tipps sucht. Wir sagen euch, was geht, aber auch, wo Realität die Illusion schlägt und man sich keine falschen Hoffnungen machen sollte.
Der große Irrtum: Vom Talent allein leben zu können
Früher waren es Festanstellungen in Orchestern, Theatern oder Bigbands. Heute ist das zwar auch noch so, doch die neuen, zusätzlichen Herausforderungen sind verstärkt selbst denken, selbst machen, selbst strukturieren, die passenden Netzwerke aufbauen und pflegen. Das heißt nicht: weniger Musik. Es heißt: mehr Verantwortung. Zumal heute viele musikalische Basics auch von gut trainierten KIs erledigt werden können.
Wer heute überleben will, braucht einen Hauptzweig – und mehrere Nebenzweige können auch nicht schaden. Denn die Realität ist: Ein Einkommensstrom allein reicht selten aus. Aber klug kombiniert, wird ein stabiles System daraus. Um es im Vornherein zu sagen: Es ist garantiert kein Fehler, eine außermusikalische Ausbildung zu haben und sein Geld auch ohne Musik verdienen zu können. Dabei sollte aber genug Zeit für die musikalischen Ambitionen übrig sein.
Der Hauptzweig: Eigene Songs
Wer als Künstler ernst genommen werden will, braucht einen eigenen Sound, eine eigene Sprache. Ob Pop, Rock, Elektro oder Liedermacher – wer etwas zu sagen hat, muss es in Songs packen.
Eigene Musik ist eine Herzenssache und zeigt persönliche Identität.
Für eigene Kompositionen spricht:
- GEMA-Einnahmen (auch im kleinen Rahmen sinnvoll)
- Synchro-Möglichkeiten (Film, Werbung)
- Künstlerisches Standing
Die negativen Aspekte von Eigenkompositionen:
- Streaming bringt in der Regel wenig Geld
- Aufbau einer Fanbase braucht Geduld und ist mit viel Arbeit verbunden.
- Man konkurriert mit einem Überangebot
Tipps für die Praxis:
Zwei hochwertige Singles (Im Digitalformat) im Jahr, begleitet von Videos, akustischen Alternativ-Versionen, vielleicht einem Live-Mitschnitt – das reicht oft schon aus. Wichtig ist: Qualität, Wiedererkennungswert und eine professionelle Produktion. Im Gegensatz zu früher sind solche Produktionen heute bezahlbar und können mit eigener Vorarbeit realisiert werden.
Ein kleines Homestudio ist heutzutage incl. Software, Rechner, Mikros, Abhörmöglichkeit und Zubehör schon ab ca. 3.000 € aufwärts realisierbar. Im Ernstfall geht es noch billiger. Dazu haben wir vor einiger Zeit einen wichtigen Beitrag veröffentlicht: Das perfekte Homestudio Setup – Ideen & Tipps für Einsteiger. In dem Beitrag erklären wir detailliert, was alles für die Grundausstattung eines Studios nötig ist. Außerdem haben wir noch einen interessanten Workshop über DIY-Demos und Recording bis hin zum Multitracking und Video: Der perfekte Weg zur professionellen Liveaufnahme – ein ausführlicher Zweiteiler …
Ein Nebenzweig: Dienstleister mit Haltung
Viele Musiker tun sich schwer mit Cover-Auftritten. Doch die Wahrheit ist: Covers zahlen die Miete. Wer klug ist, macht daraus kein Entweder-Oder, sondern eine Brücke, ein „sowohl als auch“.
Cover Bands sind eine Erfolggeschichte.
Wenn ihr schnell an Gigs kommen wollt,
macht Partymusik …
Die Band LIO aus der Pfalz macht es vor: Eigene Songs und Cover im Wechsel – angepasst an Ort und Anlass. So spielen sie auf Stadtfesten, Hochzeiten, Firmenfeiern – ohne sich zu verbiegen.
Für Coversongs spricht:
- Regelmäßige Gigs
- Neue Kontakte (Veranstalter, Techniker, Gäste)
- Möglichkeit, eigene Songs einzustreuen
- Gesamtgage und Aufwand für den Veranstalter deutlich günstiger
Was dagegen spricht:
- Zeitaufwand für zusätzliches Repertoire (eigene Songs) einplanen
- Man verliert sich schnell im Beliebigen
Tipp: Nicht einfach alles covern – sondern stilistisch passendes Material wählen. Kombiniere bekannte Stücke mit deiner Note. Stell dich nie unter Wert auf die Bühne. Deine Arbeit ist eine Leistung – nicht nur ein Hobby.
Dazu noch ein Tipp: Bandkoordination und -Kommunikation lassen sich mit der geeigneten Software perfektionieren. Das spart Zeit und erspart Missverständnisse. In diesem Zusammenhang empfehlen wir „Bandzone“, ein Tool, das auch LIO nutzt. Einfach zu bedienen, übersichtlich und preiswert. In diesem Beitrag haben wir die Software vor kurzem vorgestellt: Mit BANDZONE wandelt sich die Bandorganisation vom Zeitfresser zum Selbstläufer
Der Joker: Kleinbesetzungen & Spezialformate
Unplugged, Akustik, Loops, Duo, Trio – all das ist nicht nur musikalisch reizvoll, sondern auch ökonomisch klug. Man braucht weniger Equipment, weniger Platz, ist flexibler – und plötzlich seid ihr buchbar für Vernissagen, Lesungen, Weinabende, Firmenlunches u.ä.
Kauft dafür euere eigene kleine Beschallungs- und Lichtanlage.
So braucht ihr beim Veranstalter lediglich eine Steckdose –
und bei Open Airs eine Überdachung. Das kann im einfachsten Falle
ein großer Marktschirm oder ein Pavillon sein.
Zu solchen Kleinst-PA´s haben wir vor Jahren einen kleinen Beitrag veröffentlicht: Wir machen´s wie das Känguru: Leerer Beutel – große Sprünge. Da dieser Beitrag über fünf Jahre alt ist, muss allerdings bei den Preisangaben eine Preissteigerung durch Inflation berücksichtigt werden. Zur Frage eine PA zu mieten oder zu kaufen haben wir uns ebenfalls vor einigen Jahren Gedanken gemacht. Auch hier muss leider die inflationäre Preissteigerung berücksichtigt werden …
Was für solche Formate spricht:
- Kleine Gigs, oft kurzfristig buchbar
- Direkte Nähe zum Publikum
- Kaum logistische Hürden, kurze Rüstzeiten, wenig Aufwand
Minuspunkte solcher Formate:
- Gagen insgesamt geringer, allerdings pro Musiker häufig höher
- Oft spontane Anfragen
- Technisch „nackt“
Tipp: Erstellt Paket-Angebote. Beispielsweise „Unplugged für Empfang & Kultur: 45 Minuten Musik, inklusive Technik & Aufbau“. Das ist greifbar – und wird gebucht.
Backoffice & Bühnenrand: Weitere Wege zu einem Einkommen in der Musik- Ton- und Bühnentechnik
Neben den (hoffentlich zahlreichen) Live-Auftritten gibt es noch viele zusätzliche Möglichkeiten mit der eigenen Musik und eigenen Kreativität Geld zu verdienen:
1. Merchandise
T-Shirts, Jutebeutel, Vinyl – wer sichtbar ist, kann verkaufen. Wichtig: Design muss stimmen. Weniger ist mehr. Investiere in kleine, hochwertige Stückzahlen. Auch dazu haben wir noch einen passenden Beitrag für euch: Der Bandpusher: Merchandising!
2. Studiobetrieb & Produktion
Ein kleines Homestudio reicht, um Demos zu produzieren, Premixes zu erstellen oder lokale Acts aufzunehmen. Fangt am besten mit Freunden und regionalen Projekten an. Baut langsam eure Referenzen auf.
3. Auftragskomposition & Jingles
Vom Intro für einen Podcast bis zur Musik fürs Imagevideo eines Weinguts – wer komponieren kann, kann verkaufen. Erstellt euren eigenen „Showreel“ aus fünf kurzen Musikbeispielen. Er wird euch als eine Art „audiovisuelle Visitenkarte“ dienen, die schnell einen Eindruck von der Leistung und Vielseitigkeit eurer Kompositonskunst vermitteln kann.
4. Live-Tontechnik & Equipment-Verleih
Wer sein eigenes Setup im Griff hat, kann auch für andere mischen – oder Technik verleihen. Der Ton- und Lichttechnikverleih für kleine Bühnen oder private Events ist ein wachsender Markt. Kompakte Anlagen für kleine Anlässe passen oft schon in den heimischen PKW. Für mittelgroßes Equipment reicht größtenteils ein „Opel Combo“–Format. Wichtig ist, dass man den Aufbau schnell und auch alleine schafft. Im Audiobereich sind hier Sub-Sat oder Säulensysteme empfehlenswert. Test sowie Tipps gibt´s hier: Retro Klassiker: HK Audio LUCAS Nano 600 – die kleinste PA der Welt – und aktuelle Alternativen Beim Licht sollte man als Basis zwei Positionen mit Frontlicht und etwas Atmo arbeiten. Einen Tipp für kompakte Lichtsysteme haben wir hier: Das EUROLITE LED KLS Scan Next FX Kompakt-Lichtset im Praxistest
5. Musikunterricht
Der Klassiker. Aber immer noch ein solider Pfeiler. Ob privat, an Musikschulen oder Volkshochschulen – wer strukturiert unterrichtet, hat mit Musik ein regelmäßiges Einkommen. Auch Online-Unterricht via Zoom ist eine Option – gerade für Erwachsene mit wenig Zeit.
6. Performance- oder Bandcoach
Bietet euer Wissen als Trainer an: Bühnenpräsenz, Technik, Probenstruktur, Gesangs- und Performanceunterricht – junge Bands und Musiker*innen brauchen Begleitung. So könnt ihr Kooperationen mit Jugendzentren, schulischen AGs oder Kulturvereinen aufbauen.
7. Texter*in oder Fachautor*in
Ihr kennt euch aus? Dann schreibt darüber. Für Blogs, Magazine, Portale. So wie ich, Jörg Kirsch. Fangt am besten mit Beiträgen für lokale Portale an – und baut so langsam ein immer stattlicheres Portfolio auf.
8. Booker, Veranstalter, Kulturvermittler
Wennihr wisst, wie man Künstler bucht und betreut, Programme zusammenstellt und mit Technik und den Vorschriften umgehen kann – warum nicht auf die andere Seite der Bühne wechseln und als Booker, Künstler-Betreuer oder Event-Koordinator arbeiten. Dafür ist der Aufbau von Kooperationen mit Kulturstätten, Kommunen oder Gastro-Bühnen nützlich.
Der Notfallplan – Fallback mit Weitblick und Stil
Und wenn mal alles zusammenbricht oder auch schon lange und präventiv davor? Dann ist es Gold wert, ein Standbein zu haben, das mit Musik zu tun hat, aber nicht direkt vom Tourplan abhängt.
Beispiele
- Musikredaktion bei einem lokalen Medium
- Projektleitung bei einem Kulturträger
- Musikschule (als Angestellter)
- Verlag oder Label (z.B. Katalogpflege)
- Musiktherapie-Ausbildung
- Verwaltung im Kulturbereich
Such dir ein Standbein im riesigen Bereich der Musik und Musikproduktion,
das dir Stabilität gibt – aber dich nicht komplett absorbiert.
Warum sich Musik immer lohnt
Weil sie gebraucht wird. In Clubs, bei Events, in Medien, in Werbung, in Erklärvideos, in Podcasts, im Unterricht. Was sich kontinuierlich ändert, ist der Rahmen: Du brauchst heute mehr Rollen. Mehr Formate. Mehr Übersicht. Aber genau das bringt auch Freiheit.
Schlussfolgerung
Musikmachen heute ist wie ein Baukasten: Ein Hauptzweig – mit eigenen Songs, eigener Handschrift. Dazu Nebenzweige – Covers, Unplugged, Studio, Unterricht, Merchandise. Und ein stabiler Boden: ein Fallback im musikalischen Umfeld. Das Ziel ist nicht Fame. Das Ziel ist Nachhaltigkeit. Ein Leben in dem Musik im Mittelpunkt steht – das geht. Nicht einfach. Aber kreativ. Und sehr befriedigend.
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