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Freitag, Oktober 24, 2025
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StartTechnik1. TontechnikLautsprecher für Events auswählen: Dein Praxis-Workshop für das richtige PA-System
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Lautsprecher für Events auswählen: Dein Praxis-Workshop für das richtige PA-System

Lautsprecherstudio bei Thomann: Unser Redakteur Leo beim Ausprobieren verschiedener Speaker … © Engelmann Promotion

Vor ein paar Tagen hatten wir zum Thema „Basics für die Auswahl des richtigen Lautsprechers“  den Teaser zum Video-Workshop mit Volker Holtmeyer  auf YouTube hochgeladen. Volker ist Audio-Experte und Application Engineer bei Audio Pro Heilbronn . Volker ist jemand, der seit Jahren Systeme plant, einmisst und in ganz unterschiedlichen Umgebungen praxistauglich macht. Kurzum: ein Mann aus der Praxis für die Praxis …

Volker und Jörg im Audio Pro Showroom in Heilbronn. Um das Video mit dem Fach-Interview anzusehen macht einfach einen Klick ins Bild © Engelmann Promotion

Die Erkenntnisse unseres Interviews zum Workshop sind maßgeblich in diesen Beitrag eingeflossen. Wir haben ihn um einige wichtige Tipps erweitert. So haben auch Anfänger eine solide Grundlage, um den passenden Lautsprecher oder eine Kombination für jeden Einsatzzweck zu bestimmen. Dieses „Workshop-Interview“ entstand in Zusammenarbeit mit unserem StageAID – Autor Jörg Kirsch , Bühnenmeister, Ausbilder für Veranstaltungstechniker und Audio-Experte.

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Der Einstieg in die Welt der PA-Systeme: Interview mit einem Audio-Profi

StageAID: Für wen ist dieser Lautsprecher-Workshop ideal? (Bands, DJs, Techniker)

Volker: „Musiker*innen, DeeJays, kleine Verleiher, Techniker*innen in Clubs, Theatern oder Kulturzentren, Systemintegratoren, Einsteigende und „Wiedereingestiegene“, die portable oder auch größere, bezahlbare Systeme für unterschiedliche Einsätze suchen. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um Systeme für Großbeschallungen, auch wenn wir uns bis dahin „vortasten“ werden …“

StageAID: Was werden wir nach diesem Workshop können?

Volker: „Du wirst die Grundbegriffe verstehen: aktiv/passiv, Mehrwege Systeme, digital kontrolliert, Säule, Line-Array, Subwoofer. Du kannst dann außerdem Raum und Pegel realistisch einschätzen und wirst wissen wann und wie man skaliert (Outfill / Nearfill / Delayline). Schlußendlich wirst du eine schnelle Kaufentscheidung für genau deinen Einsatzzweck treffen können.“

Auch mobil den besten Sound mit Akkubetriebenem Equipment

Unterschiedliche Boxen für unterschiedliche Anwendungen: Mobilität als Straßenmusiker mit akkubetriebenem Equipment © Electro Voice

1. Aktiv oder Passiv? Das passende Lautsprechersystem für deinen Einsatz

Volker: „Kurz gesagt: Aktiv = Endstufen & oft DSP (digitaler Audio-Controller) im Lautsprecher, schnell aufgebaut, wenig Fehlerquellen, als Gesamtsystem meist gut abgestimmt. Ideal für kleine, schnelle Aufbauten. Viele Aktivlautsprecher gibt es mit eingebautem Mischpult, Akkus oder Funkmikrofonsystemen in allen möglichen Grundkonfigurationen.“

Volker: „Passivlautsprecher = da sind externe Amps/Controller nötig, doch dafür hast du mehr Freiheitsgrade und sie passen gut für feste Installationen oder größere modulare Rigs.
Typische Anwendung:

  • Aktiv: für Solo-Acts, Duos, DeeJays, kleine Bands & mobile Jobs.
  • Passiv: wenn du komplexer planen und aufrüsten willst (Club, größere Säle/Outdoor). Hier wird jedoch mehr KnowHow verlangt. Außerdem musst du zusätzliches Equipment transportieren: Rack, Verstärker und Controller.“

Praxis-Tipp:
Wenn du selten beschallst und schnell „ready to play“ sein willst: Dann nimmst du aktive Speaker. Wenn du mittelfristig ein skalierbares System aufbauen willst (z. B. Tops + mehr Subs + Amp-Rack), hast du die Wahl: passiv oder aktive Tops plus externer DSP – oder sogar gemischt aktiv/passiv –, damit du wachsen kannst. Das Beste ist eine gute Planung, bevor du dich entscheidest.

Unsere Produktempfehlungen für passive Fullrange-Lautsprecher:

 

Professioneller 15/1 High End Lautsprecher.  Weiter Frequenzgang, hoher Maximalpegel, Top Sound.

Qualitätslautsprecher mit Top-Sound und vollem Frequenzgang zum günstigen Preis. Coaxiales 12/1 oder 15/1 Format, 125 dB, Monitorschräge, Flugpunkte.

 

Leistungsfähige 12/1 mit asym. Horn, Fullrange, ideal als Top für Subwoofer Erweiterung, flugfähig, spielt in der Profiliga. 

Weitere passive Lautsprechermodelle findet ihr hier!

Unsere Produktempfehlungen für aktive Fullrange-Lautsprecher:

 

Superflexibel, 1300W max, 3 Ch Mixer, DSP, 8 Band EQ, Feedbackkiller, Bliuetooth, APP.

 

Aktiver 12/1 Multifunktionslautsprecher , 130dB, 2 Inputs.

 

Günstiger 12/1 Coax Lautsprecher , Presets, Wedge Format mit Stativflansch.

 

Fullrange 15/1 mit integriertem 4 Kanal Digitalmischpult und Remote APP

Weitere aktive Lautsprechermodelle findet ihr hier!

2. PA-Systemarten erklärt: Säule, Line-Array, Top/Sub & mehr

Mehrwege-Systeme, DSP & Presets – was deine PA wirklich braucht

  • Mehrwege-Lautsprecher besitzen getrennte Chassis für unterschiedliche Frequenzbereiche (z.B. 2 Wege-Top + Sub). Das sorgt für Klarheit und Headroom.
  • Für einfache Anwendungen (Kirchen, Sprachdurchsagen am Info-Point etc.) reichen oft sog. Breitbandlautsprecher. Hier deckt ein einzelnes oder Chassis den gesamten Nutzbereich ab.
  • Digitale Kontrolle (DSP, FIR) liefert saubere Trennungen, Schutz und reproduzierbare Presets.

Säule, Line-Array oder Topteil: Welches PA-System passt zu deinem Event?

a) Säulensysteme

  • Säulensysteme sind schlank, besitzen gute Sprachverständlichkeit, sind i.d.R. leicht transportierbar und easy aufzubauen. Auch oft unter den Synonymen Column, Zeile oder liebevoll „Stängelchen“-PA bekannt. Meist werden sie in Kombination mit einem Bass, der als Standfuss dient, eingesetzt.
  • Säulensysteme zeichnen sich durch eine sehr breite horizontale Schallabstrahlung aus und sparen so oftmals zusätzliche Lautsprecher (näheres zu Infills, Nearfills, Outfills und Delay-Line. siehe Punkt 5. 
  • Säulenlautsprecher sind mittlerweile „erwachsen“ geworden, und es gibt sie im Kleinformat mit eingebautem Mischpult für Sprecher und kleine akustische Events bis hin zum erweiterbaren Konzertsystem, das in der Lage ist, auch Rock- und EDM-Pegel bis in die 130-dB-SPL-Region zu liefern. Und damit lassen sich schon einige hundert Zuhörer beschallen. 

Unsere Produktempfehlungen für Säulensysteme:

 

Große JBL Säule mit 7 Kanal Digitalmischpult und APP.

 

Top Sound mit kräftigem Bass, Mischpult, DSP und einfacher Bedienung, superkompakt, erweiterbar im Bass.

 

Einfaches System mit 2 Eingängen, kompakt und günstig mit DSP Soundpresets.

Weitere Säulen Lautsprechermodelle findet ihr hier!

b) Top/Sub-Kombis: Der Klassiker für DJs und Bands

  • Das sind die Allrounder für Bands und DeeJays. Flexibel skalierbar. Je nach Location und Anforderung kann die passende Kombi ausgewählt werden. Ein Beispiel zum Club: Band in der kleinen Akustikbesetzung nimmt nur zwei 12/1-Topteile sowie Stative mit. Bei einem 300-Mann-Konzert mit komplettem Besteck kommen dann noch 4 x 18“-Lautsprecher dazu.
  •  

Blick auf die Line Arrays beim Iron Fest 2025 © HK Audio

Blick auf die Line Arrays beim Iron Fest 2025 © HK Audio

d) Line-Array-Systeme: Große Wirkung für größere Events

  • Besteht aus Einzellautsprechern, die in unterschiedlichen Konstellationen gezielte Abdeckung und Reichweite für größere Distanzen und Publikumsflächen ermöglichen. Meist genutzt in fixer Anordnung in Event-Locations oder in variabler Nutzung von PA-Companies oder Anwendern, die auf unterschiedliche Anforderungen mit der passenden Konfiguration reagieren.
  • Typisches Beispiel: Stadien-/Arenentournee mit unterschiedlichen Beschallungs­be­din­gungen.

Praxis-Tipp:
Wenn der Job 50/50 aus Sprache und leichter Musik in überschaubaren Dimensionen besteht, solltest du zuerst die Säule testen.
Für wechselnde Band oder DeeJay-Jobs taugt ein klassisches Top/Sub-Konzept.

Unsere Produktempfehlungen für Komplettsysteme:

 

Bewährte Hochleistungsanlage mit 15“ Bass, 2x 8“ Top, 130dB, integrierter Mixer, Bluetooth. In der Maui Reihe gibt es mehrere Kombinationen von klein bis groß.

 

Vollaktives, kompaktes und modulares Bandsystem aus 2x 15“ Sub + 2x auch stand alone einsetzbaren 12/1 Tops. Erweiterbar und gut für Clubauftritte geeignet.

 

Günstiges Einsteigerset, partytauglich und für die kleine Bühne.

Weitere Lautsprecher Komplettsets findet ihr hier!

3. Subwoofer im Eventeinsatz: Wann Bass wirklich Sinn ergibt

  • Rolle der Subwoofer – wann sind sie sinnvoll?
  • Subs liefern Tiefbass und entlasten die Tops. Bei EDM/Hip-Hop/Rock sind sie Pflicht; bei Jazz/Sprache oft optional. Wichtig ist die korrekte Aufstellung und eine sorgfältige Anpassung der Komponenten zueinander.

Praxis-Tipp:
Große Fullrange-Topteile auf Stativen versperren in der Praxis oft die Sicht und sehen wenig elegant aus. Besser – auch klanglich – ist meist die Kombination aus Subwoofer am Boden und kleinen Topteilen.

Unsere Produktempfehlungen für aktive Basslautsprecher:

 

18“, 131 dB, ab 40 Hz, DSP, 8 Band EQ, APP.

 

Handlicher 15“ Sub bis 128 dB, DSP mit Presets, Cardioid + Delay und Variables Crossover.

 

Gut abgestimmter 18“ Lautsprecher mit DSP / Cardioid.

 

18“ / 134 dB SPL musikalischer Sub mit DSP, netzwerkfähig.

 

Günstiger Einsteiger 18“ mit überraschend guter Performance, Bassboost, einstellbarem High-Cut und Weiche für Topteile.

Weitere Subwoofer Modelle findet ihr hier!

4. RMS, Peak & Sensitivity: Lautsprecherwerte richtig verstehen

  • RMS  beschreibt die Dauerleistung der Speaker.
  • Der Peak  ist eine kurzzeitige Spitzenleistung.
  • Sensitivity  (dB/1 W/1 m) beschreibt die Effizienz. Alle Werte sollten immer zusammen mit seriös angegebenem Max-SPL (Grenzschalldruckpegel ) betrachtet werden – allein sagen sie wenig aus.

Ein Topspeaker und zwei Subwoofer für ein Indoor-Rockkonzert © Engelmann Promotion

Ein HK-Audio Linear-5 LTA Topteil und zwei 118 SUB HPA Subwoofer für ein 400 PAX Indoor-Rockkonzert © Engelmann Promotion

Aussagekräftig ist die akustische Leistung, die ohne Verzerrung übertragen wird. Dabei sollte man aber auch erfassen, in welchem Frequenzbereich die Systeme gefordert werden. Es macht keinen Sinn, im Mittelton 130 dB SPL mit einer 15/2-Fullrange-Box zu erreichen, wenn sie bei 50 Hz für die Bassdrum gerade noch 115 dB bringt. In aller Regel braucht man die größte Leistung gerade im Bassbereich.

Eine alte Faustregel sagt ganz grob: 60 % Leistung für den Bass – 30 % Mitten – 10 % Hochton. Es kommt auf die Produktion an. Bei EBM kann der Bassanteil höher gewichtet werden, bei klassischer Rockmusik eher tiefer. 

Praxis-Tipp:
Das Datenblatt ist nur der Start. Immer praxisnah planen und gegenhören – am besten mit dem Material, das du später nutzt.
Und am besten immer mit etwas Headroom planen.

5. Outfill, Nearfill & Delayline: Zusatzlautsprecher effektiv einsetzen

  • Outfills – wann und wie?
  • Outfill Lautsprecher sind Zusatzlautsprecher zur Haupt-PA. Bei breiten Räumen oder Seitentribünen zielen Outfills auf Außenbereiche, die das Hauptsystem nicht erreicht. Sie bleiben etwas leiser als das Hauptsystem und werden tonal und zeitlich angepasst.

Praxis-Tipp:
Ein kleiner High-Shelf (EQ-Filter) im Outfill minus 1–2 dB verhindert, dass die Seitenlautsprecher in der Übernahmeregion „heller“ wirken als die Bühne.

  • Nearfills / Infill – Unterschied und Einsatz
  • Nearfills versorgen die ersten Reihen, wenn Mains darüber hinwegspielen. Sie sitzen unauffällig am Bühnenrand und schließen das „Loch“ vorn. Infills werden an den  Bühnenseiten eingesetzt und beschallen von dort aus die Bereiche der ersten Zuhörerreihen.

Praxis-Tipp:
Nearfill 3–6 dB etwas leiser als der Main, minimales Delay im Mainsystem vs. Nearfill,
damit die Ortung vorn unten bleibt.

  • Delayline – Funktionsweise und Einstellung
  • Delay-Lautsprecher sind Zusatzlautsprecher hinten im Raum. Faustregel für die Verzögerung: ≈ 3 ms pro Meter Abstand zur Main-PA; Delay-Pegel etwas niedriger halten. Lies dazu auch unseren Beitrag: Wie richtet man auf dem Behringer X32 eine Delay Line ein?

Praxis-Tipp:
Zusätzlich zum Maßband-Delay solltest du auch Latenzen[1] in der Signalkette mit im Auge haben. Auch, wenn ein Messsystem vorhanden ist: Immer mit Referenztrack und kurzem Impulsknacken gegenhören.
Ein solches Knacken findest du hier
Wenn die Bühne „nach hinten kippt“: Delay-Pegel reduzieren und Delay Zeit korrigieren. Überdominante Frequenzen aus dem Delaylautsprecher sollten abgesenkt werden.

  • Raumtypen & Praxissituationen
  • Je nach Raumtyp muss auch die Beschallung geplant werden. Im Folgenden lassen wir die Großbeschallungs-Line-Arrays erst einmal weg und arbeiten mit One-Point-Sources[2] (= normale Mehrwege-Lautsprecher).

Unsere Produktempfehlungen für Akkulautsprecher:

 

Klein, mit eingebautem Mischpult, Reverb, Bluetooth, APP, bis 20 Std. Laufzeit, sehr günstig.

 

Echter 12/1 PA Lautsprecher, 126 dB, professioneller Digitalmixer, APP.

 

Gut ausgerüstete 8/1 Lautsprecher, 126dB, Mischpult, APP, Bluetooth, Feedbackunterdrückung, leicht, lange Batteriezeit, Wechselakku.

 

Kompakter Allrounder mit Drahtlosmikro, Stereofähigem Bluetooth und Mischpult, Ducking Schaltung für Moderatoren und Sprecher.

Weitere Akkulautsprecher findet ihr hier!

6. Raumtypen und Lautsprecherplatzierung: So gelingt die Beschallung

  • Lange schmale Räume:
  • Für die Beschallung im Mittel-/Hochtonbereich heißt das, dass man mit einem eher schmalen horizontalen Abstrahlwinkel eine hohe Reichweite erzielen muss. Dazu sollten die Lautsprecher höher positioniert werden und mit der Mittelachse auf das letzte Drittel des Auditoriums zeigen. Auf diese Weise lassen sich – wenn der Raum hoch genug ist – ca. 20 m Beschallung so realisieren, dass der Pegel auf der gesamten Hörfläche im Bereich von ±3 dB liegt.
  • Ab dort sollten zusätzliche Delay-Lautsprecher aufgestellt werden, die den Pegel und die Information nach hinten wieder auffrischen. Gibt es im Nahbereich vor der Bühne „Löcher“, können diese mit kleinen Nearfill-Lautsprechern ausgeglichen werden.

 

Praxis-Tipp:
In der ersten Reihe kommt oft zu wenig Sprachverständlichkeit an. Kleine Nearfills am Bühnenrand machen Sprache vorn deutlich. Hier sitzen ja auch oft die VIPs, deren Urteil manchmal über den nächsten Job entscheidet.

  • Niedrige Räume:
  • In dem Fall, wird das Delay entsprechend früher aufgestellt. Im Zweifel lieber mehrere kleinere Quellen statt einer großen. Dabei immer auf die richtige Verzögerung und Einstellung des Delays achten, damit die Ortung vorne auf der Bühne bleibt, dies wird in der Tontechnik auch als Haas-Effekt[3] bezeichnet …

Praxis-Tipp:
Bei der geometrisch „richtigen“ Einstellung des Delays immer auch die Latenzen der vorgeschalteten Controller und DSPs mit einberechnen. Mit Messsoftware kein Problem; ohne solche Hilfsmittel ist umso mehr eine sorgfältige Abstimmung nach Gehör Pflicht.

  • Sehr breite Räume:
  • Links/rechts Mains plus Outfills für die Außenbereiche, Infills oder Nearfills für den Nahbereich – tonal und zeitlich und in der Phase mit Main System abgestimmt; Überschneidungen klein und kontrolliert halten.

Praxis-Tipp:
In der Überlappungszone kurz hin- und herlaufen. Wenn es dort zu unangenehmen Überschneidungen kommt, Outfill-Winkel minimal korrigieren oder Pegel absenken.

Auch hier gelten wieder die Kriterien „Aufbauhöhe und Winkelung für homogene Beschallung“: Höhe schafft Reichweite, Winkelung deckt Reihen gleichmäßig ab. Werden hier die Beschallungsdistanzen zu hoch, kommen wieder Delay-Lautsprecher zum Einsatz.

Praxis-Tipp:
Simuliere die Beschallungssituation schon vor dem Aufbau. Nutze ein Smartphone-Inklinometer zur Winkelung. Reproduzierbare Winkel sparen viel Probierzeit.

Die Top 3 Beschallungssysteme für DJs bei Thomann:

 

7. Skalierbare PA-Systeme: Wann sich modulare Lautsprecher lohnen

  • Wann lohnt sich ein erweiterbares/modulares System?
  • Hier zählt der Baukastengedanke, wenn Veranstaltungsgrößen stark schwanken oder z.B. aus mehreren mittleren Systemen heraus eine größere Veranstaltung beschallt werden soll. Modulare Serien erlauben „klein bis mittelgroß“ aus derselben Familie.
  • Vor allem kleine Zusatzlautsprecher auf 5–10″- Basis sind oft der Kit zwischen den großen Systemen; sie können als Nearfill, Outfill, Delay, Monitor etc. eingesetzt werden. Hochwertige Systeme lassen sich schon bei einer Trennfrequenz zwischen 80–120 Hz sinnvoll im Verbund mit Subwoofern einsetzen und können so eine vollwertige PA bieten.
  • Worauf achten beim späteren Erweitern (Phase, Anschlüsse, Positionierung)?
  • Beim Kauf heute schon an morgen denken: gleiche Serie, kompatible Hardware, passende Presets – das verhindert Mix & Match-Kompromisse. Oft ist der Gedanke an einen Systempool mit weiteren VT-Unternehmen oder befreundeten Musikern nicht der schlechteste Ratgeber.
  • Phasenlage, sinnvolle Schnittstellen (XLR, Netzwerk/DSP), und passende Systeme für Outfill/Delay: Falsch kombinierte oder schlecht platzierte Boxen klingen wie Fremdkörper.

Praxis-Tipp …
… für verschiedene Kombinationen: Lege Small/Mid/Large-Controller-Presets an (Crossover, Gains, EQ, Delays) und teste sie vor dem Gig. Die Einstellungen können sowohl in internen, externen Controllern wie auch in vielen Mischpulten erfolgen.

  • Abgrenzung zur Großbeschallung
  • Ab wann spricht man von professioneller Großbeschallung? Grob ab ≈ 500 Personen oder wenn hohe Pegel, große Distanzen und komplexe Flächenabdeckung im Spiel sind. Dann braucht es Planung, Messung und oft Array-Lösungen.

Praxis-Tipp:
Spätestens hier solltest du einen erfahrenen Techniker dazu holen. Eine Stunde Expertise spart dir einen ganzen Tag Troubleshooting und Probiererei.

  • Unterschiede: portabel vs. Großformatig
  • Große Systeme bringen mehr Headroom und Reichweite, erfordern aber oft jede Menge Zubehör wie Rigging/Flug-Hardware, größere Tower oder Truss-Konstrukte, netzwerkweite DSP-Kontrolle, Redundanz und Service.
  • Das heißt aber auch mehr Transportkapazität, mehr Zeitaufwand, höhere Materialkosten, erweiterte Expertise (Schulungen … wobei diese ausdrücklich zu empfehlen sind). Der Überschneidungsgrad zwischen portabel und „groß“ verläuft in den mittelgroßen Bereichen fließend.
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8. Wichtige Praxis-Tipps: Was du beim Lautsprecher-Kauf beachten solltest

  • Handling & Aufbauzeit: Gewicht, Griffe, Stative, Rollbretter, Cases – das entscheidet über deinen Rücken am nächsten Tag und den Werterhalt deiner Anlage.
  • Zubehör: Solide Distanzstangen, ordentliche Kabel, Covers/Schutzhüllen und ein kleiner Werkzeug-/Tape-Kit sind Gold wert.
  • Outdoor/Wetter: Wenn’s rausgeht: Spritzwasser-/Staubschutz (IP-Rating), Abdeckhauben, Kabelentlastung, sichere Stromversorgung.

Praxis-Tipp:
Pack dir deine „Notfallkiste“. Da sollte weit mehr drin sein als nur Gaffa, Klemmen und Ersatzkabel. Stromadapter, Spannungsprüfer, Messgeräte, XLR-Gender-Changer, Inbus/Torx und mehr rettet Gigs. Lies dazu auch unseren Beitrag: Gut, wenn man es dabei hat – aber nicht braucht: Das First Aid Kit für die Bühne

9. Kaufberatung für Lautsprecher: Die kompakte StageAID-Checkliste

  • Einsatzzweck: Sprache/Moderation | Akustik | Band/Club | DJ/EDM | Mixed Use (Allround)
  • Pegelbedarf (grobe Orientierung): Klein (bis ~80 PAX) | Mittel (80–250) | Groß (250–500) | Sehr groß (500+) – Kleiner Tipp: Plane 3–6 dB Headroom ein.
  • Transportabilität & Handling: Gewicht pro Box? Griffpositionen? Rollbar? Passt alles ins Auto/Van? Aufbau allein machbar? Denn: Wiegt es dir im Lager schon „zu schwer“, wird es live doppelt so schwer.
  • Skalierbarkeit: Lässt sich das System sinnvoll verdoppeln? Gibt’s passende Out-/Nearfill-Matches? Presets/Controller vorhanden? Wichtig: Achte auf dein Ökosystem (Hersteller/Serie), das wachsen kann.
  • Abstrahlverhalten & Raumtypen: Horizontal/vertikal passend zum typischen Venue? Säule vs. klassisches Top? Achte auf die kontrollierte Abstrahlung und den richtigen Aufbau (weniger Decken-/Boden-Müll).
  • Low-End: Reicht ein Sub pro Seite? Option auf 2+? Cardioid-Optionen/Presets vorhanden? Basslöcher = oft Phasen-/Positionsthema, nicht „zu wenig Sub“ – testen!
  • Bedienung & Kontrolle: App-DSP (Digitaler-Signal-Prozessor) vorhanden? Presets (Speech/Music/Live)? Limiter gut implementiert? Ein gutes „Flat“/„Linear“-Preset ist dein Freund.
  • Robustheit & Service: IP-Schutz (Outdoor)? Hüllen/Cover? Regionaler Service – ein (Ersatz-) Leihgerät im Fehlerfall? Bedenke: Ein Tag Ausfall kostet mehr als der Aufpreis fürs solide Modell.
  • Budget & Return on Investment: Rechnet sich das System mit 6–15 Jobs? Miet-Alternative prüfen. Ist der Wiederverkaufswert okay? Denn lieber „zu gut“ eingekauft und dann 5 Jahre Ruhe, als 2× billig & zweimal zahlen.
  • Strom & Peripherie: Zuleitungen, Verteilung, Reserve? Ausreichend Stative, Distanzstangen, Kabel, Cases? Kaufe das Zubehör gleich mit – sonst fehlen immer genau zwei Teile.
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Typische Lautsprecher-Setups nach Eventgröße & Anwendung

  1. Singer/Songwriter & Sprache: 1–2 aktive Säulen, optional 1 Zusatz-Sub.
  2. Akustik-Trio/kleine Band: 2 aktive Tops + 1–2 Subs, alternativ Säule mittlerer Leistung.
  3. Club/Partyband: 2 potente Tops + 2–4 Subs, ggf. Nearfills. Alternativ Hochleistungssäule mit ausreichend Basspower (ggf. Zusatz-Bass).
  4. DeeJay/EDM: (bis etwa 300 Personen) 2 Tops + 2–4 Subs (Headroom beachten).
  5. Langer Saal: 2 Tops + 2–4 Subs + 1–2 Delays ab/pro 15–20 m Tiefe.
  6. Breiter Saal: 2 Tops + 2–4 Subs, 2× Outfill, bei Bedarf Nearfill. Bei größerer, längerer Fläche auch Delaysysteme.

Dazu noch ein Tipp:
Notier´ dir kurz bei jeder Gig-Location Raumart, Aufbau, Preset, Gains, Feedback-Fallen und was du beim nächsten Mal anders machen würdest.
Nach etwa fünf Jobs wird das dein persönliches „Best-Of-Preset-Leitfaden“, in dem du transferierbare Erfahrung notiert hast und so den Aufbau beschleunigen kannst.

Das richtige Lautsprechersystem finden – Der komplette Workshop auf YouTube

Wir haben ein Video mit dem ausführlichen Interview online gestellt: Hier kannst du unseren Bericht oben nochmal anschauen:

PA-Begriffe einfach erklärt: Lautsprecher-Typen & Fachwörter im Überblick

  • Aktiv selfpowered: Lautsprechersystem mit eingebautem und genau abgestimmtem Verstärker.
  • Passiv: Lautsprecher mit eingebauter Frequenzabstimmung. Kann mit beliebigen oder abgestimmten externen Verstärkern betrieben werden.
  • Mehrwege-Systeme: getrennte Lautsprecherchassis für unterschiedliche Frequenzbereiche, z.B. 2 Wege-Top plus Subwoofer = 3 Wege: Bass/Mid/High.
  • Digital kontrolliert (DSP, Presets, FIR, App-Control): sorgt für richtige Abstimmung und den Schutz der Lautsprecher.
  • Säulensystem: schmaler Lautsprecher, in dem mehrere Einzelchassis senkrecht übereinander angebracht sind. Je nach Gesamtzahl und Art der Lautsprecher kann die akustische Leistung gesteigert werden. Eigenschaft (fast) aller Säulen: breites, horizontales Abstrahlverhalten (erspart oft Zusatzlautsprecher). Üblicherweise werden Säulensysteme mit einem Subwoofer zusammen betrieben, der als Fuß für die Säule fungiert.
  • Nearfill, Infill: Lautsprecher für kurze Distanzen vor der Bühne.
  • Outfill: beschallt bei Bedarf rechte und linke Außenseite der Bühne (z.B., wenn beim großen Zelt die Bühne an der Längsseite aufgebaut ist).
  • Delay-Lautsprecher: Sobald die Haupt-PA an den weiter von der Bühne entfernten Bereichen hörbar leiser oder unverständlicher wird, ist es Zeit, das Signal „aufzuholen“. Dazu wird ein mittel-/hochtonstarker Lautsprecher installiert, der in Pegel und Verzögerung auf das Hauptsystem abgestimmt ist.
  • Line-Array: modulares System, das für mittlere und größere Veranstaltungen skaliert werden kann. Zählt nur in kleiner Ausführung noch zu den portablen Systemen.
  • Subwoofer: Subwoofer entlasten die Hauptsysteme von den tiefen, leistungshungrigen Frequenzen und können – je nach Pegel, Musikstil und Bedarf sinnvoll skaliert, eingestellt und aufgebaut werden (Zahnlücken-Anordnung[4], Cardioid, Center-Cluster[5] etc.).
  • Cardioid: verhindert Schallabstrahlung nach hinten und hält so die Bühne ruhiger und akustisch kontrollierbarer. Oft das Mittel der Wahl, wenn bei großen Veranstaltungen im Rahmen von Lärmschutzkonzepten z.B. Wohngebiete nach Möglichkeit akustisch „geschont“ werden sollen.

Glossar
Begriffe aus der PA- und Lautsprechertechnik, die auch in unserem Bericht vorkommen

[1] Latenz = hörbare oder messbare Zeitverzögerung zwischen dem Zeitpunkt, an dem ein Audiosignal erzeugt wird, und dem Zeitpunkt, an dem es vom System verarbeitet und gehört wird.

[2] One-Point-Sources = beispielsweise ein Lautsprecher, der klingt, als würde er von einem einzelnen Punkt auf der Bühne kommen und eine zusammenhängende, einzelne Schallquelle bilden. Lautsprecher können als Punktquellen funktionieren, wenn sie so konzipiert sind, dass sie einen einzelnen, scheinbaren Schallpunkt erzeugen.

[3] Haas-Effekt = seltener auch Präzedenzeffekt, ist ein psychoakustisches Phänomen, bei dem das Gehirn zwei zeitlich leicht versetzte, identische Töne als ein einziges Schallereignis wahrnimmt. Dazu wird eine „Delay-Line“ verwendet, um solche Signale zu erzeugen, damit das ursprüngliche Audiosignal leicht verzögert und dann mit dem Originalsignal gemischt wird.

[4] Zahnlücken-Anordnung = bei einem Subwoofer-Array mit wird eine zeitliche Verzögerung (Delay) eingesetzt, um die Schallabstrahlung zu formen, sie breiter zu machen und Interferenzen zu reduzieren. Die Verzögerung der hinteren Subwoofer im Vergleich zu den vorderen bewirkt eine breitere Abstrahlung nach vorne und eine gebündelte Abstrahlung nach hinten, was zu einer homogenen Bassverteilung führt.

[5] Center-Cluster = Bei Großveranstaltungen in großen hohen Hallen eine zusätzliche, zentral über dem Publikum platzierte Gruppe von Lautsprechern, die dazu dient, das Publikum in der Mitte mit vergleichbarer Lautstärke und klar verständlichen Dialogen zu beschallen, was bei weitläufigen Boxentürmen sonst schwierig wäre. Der Center-Cluster stellt eine Hauptbeschallungsanlage dar und sorgt für eine gleichmäßige Intensität und Klarheit des Tons im mittleren Bereich des Publikums.


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Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.
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