Unterschiedliche Stage Plots auf Facebook © Chris Hinz
Oft belächelt, meistens schnell dahin gekritzelt, selten aktuell – aber für Stage Hands und Tontechniker unverzichtbar: Der Stage Plot / Technical Rider / Bühnenanweisung. Eine Facebook Gruppe entsprechenden Titels mit aktuell nicht weniger als 31.000 Usern belegt, dass das Thema offenbar doch wichtiger ist, als von vielen angenommen. Es sind wissenswerte Gespräche über Bühnenplots, Eingangslisten sowie Live-Technik, die auf FB stattfinden – kein Schnickschnack.
Im Netz gibt es ungezählte Varianten von Bühnen- und Kanalbelegungsplänen: handgezeichnet, liebevoll mit Powerpoint erstellt, manchmal mehrfarbig, teilweise dreidimensional und mühevoll um Fotos ergänzt. Andere Plots sind sehr detailverliebt und jeder einzelne Mikrofontyp wird aufgeführt.
KI noch in den Kinderschuhen
Software mit KI ist mittlerweile in der Lage, schnell Stage Plots zu erstellen. Doch leider hat die Künstliche Intelligenz zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein paar wichtige Zusammenhänge und Details (wie z.B. die Ausrichtung der einzelnen Instrumente) noch nicht verstanden – aber lang dauert das auch nicht mehr …
Wenn dann am Tag des Konzerts die Band eintrifft, ihr Equipment auslädt und anfängt aufzubauen, beginnen die Überraschungen. Ach, Ihr spielt jetzt in einer anderen Besetzung? Warum hat sich die Kanalbelegung geändert? So so, die Eingänge 3, 17 und 25 benötigen Phantomspannung? Was, ihr wollt einen Drum Riser? Was heißt hier, es gibt es nicht genug Monitore? Auf welcher Seite der Bühne kommt das CAT Kabel an? Wieso bringt ihr nun doch keinen eigenen Tontechniker mit? Macht Ihr Euren Monitormix selbst? Nein? Dann bricht Hektik aus, der Ton unter den Beteiligten wird schärfer und die Stimmung ist gereizt.
Die Rede hier ist nicht von den großen Bands, bei denen der Tour Manager sorgfältig darauf achtet, dass die Dokumentation (und ganz besonders: die Catering Liste) perfekt stimmt. Sondern von Bands, die in Clubs vor 100 bis 300 Zuhörern spielen und sich selbst um alles kümmern müssen. Dort fällt dann der Technical Rider schon mal gerne unter die Rubrik „Nice to have“ oder „ich weiß, das Ding ist schon etwas älter“ . Dabei ist es gar nicht so schwer, eine solche Übersicht zu erstellen und ohne großen Aufwand aktuell zu halten …
Da alles, was mehr als eine Seite umfasst, erfahrungsgemäß selten komplett gelesen wird, liegt es auf der Hand, einen OnePager anzufertigen. Alle notwendigen Informationen auf nur einer Seite zusammenzufassen, ist zwar eine Herausforderung, aber machbar. Unterstützung erhält man dabei von einer Vielzahl von Apps, wobei ich mich in diesem Artikel auf die Apps Stage Plot Maker und BandHelper beschränke.
Es ist zwar eine grafische Herausforderung, aber dann doch verhältnismäßig einfach
in BandHelper eine aktuelle Übersicht
des Technischen Riders als OnePager herzustellen …
Stage Plot Maker und Bandhelper, die Organisationssoftware
Beiden Apps ist es gemeinsam, dass sie aus der Feder von Arlo Leach stammen, der selbst Musik macht und daher weiß, worauf es ankommt: Bei Stage Plot Maker handelt es sich um eine Single User Lizenz mit lokaler Datenspeicherung auf dem Smartphone oder Tablet. Das Abo-Modell Bandhelper hingegen beinhaltet eine größere Sammlung verschiedener Programme inklusive Datensicherung in der Cloud. Bandhelper ist vorrangig zur Versorgung kompletter Bands gedacht, wobei die hier beschriebene Funktion dort lediglich Stage Plots heißt.
Ich hatte euch bereits vor einiger Zeit ein kleine Einführung in Bandhelper gegeben: Ungeliebter Papierkram! Alternative: Der Bühnenplan als App>. Diese App kann aber nicht nur Stage Plots, sondern sie beinhaltet eine komplette Organisationssoftware …
Beide Apps verwenden Icons, die man beliebig drehen, vergrößern, verkleinern und beschriften kann. Der Clou dabei: Die Beschriftungen werden – alphabetisch sortiert – zeitgleich in verschiedenen Listen abgelegt. So erhält man auf Anhieb eine gut strukturierte Übersicht (Eingänge, Ausgänge, Sonstiges). Ergänzende (Fließ-)Texte lassen sich als Notiz abspeichern und an einer geeigneten Stelle des Blattes platzieren.
Wenn Ihr wollt, könnt Ihr sogar die Portraitfotos der einzelnen Musiker auf das Blatt bringen, was dem Tontechniker die Identifikation der einzelnen Bandmitglieder erleichtert. Das Ganze wird abgerundet durch das Kontaktfeld, in dem die Koordinaten des Ansprechpartners der Band eingetragen werden.
Redundanz hat noch niemandem geschadet
Hat man einen ersten Entwurf erstellt, kann man ihn ausdrucken und/oder mit einem einzelnen Knopfdruck in eine PDF-Datei umwandeln und als Mail an die Bandmitglieder oder den Veranstalter schicken. Sollte Euch auf der Fahrt zum Konzert noch ein wichtiges Detail einfallen, könnt ihr dies nach Aufruf der App auf dem Smartphone oder Tablet leicht hinzufügen und das Ergebnis sofort verschicken. Auf diese Weise ist Euer One-Pager immer aktuell.
Wenn Ihr einen besonders gelungenen Stage Plot erstellt habt, empfehle ich, unter Verwendung des COPY Icons eine (Arbeits-) Kopie anzulegen, denn die beiden Apps speichern alle Veränderungen sofort und verfügen weder über eine Versionsführung noch über einen Papierkorb, aus dem sich die letzte Version wieder hervorzaubern lässt.
Die App Stage Plot Maker gibt’s im App Store für weniger als 5 Euro. Bandhelper kann in vollem Umfang und ohne Funktionseinschränkungen 30 Tage kostenlos getestet werden.
Abschließend noch meine Erfahrung aus unzähligen Gigs: Ihr könnt in der Übersicht gerne Eure Lieblingsmikrofone aufführen. In der Regel wird man Euch aber nur das hinstellen, was sich im Fundus des jeweiligen Clubs oder PA Verleihs befindet. Wenn Ihr aber auf einen speziellen Mikrofontyp eines bestimmten Herstellers Wert legt, bringt das Teil am besten selbst mit. So halten es meine Bands, und wir sind damit immer gut gefahren.
Und noch ein Tipp aus der Praxis: Ihr könnt noch so exzellente Musiker sein, doch wenn Euer FOH Mix nicht stimmt, leidet das Image der gesamten Band. Wenn Ihr also immer und überall einen Spitzen Sound haben wollt, macht Eure/n Tontechniker/in zum Bandmitglied. Der/sie benötigt dann irgendwann auch keinen Technical Rider mehr.
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