Egal ob Monitor oder IEM – it´s Live! © Mike Wall, Pixabay
Seit einigen Jahren macht der Begriff der „QuietStage“ die Runde. Er spaltet die Musiker in zwei Lager: Die eine Fraktion mag es „loud & proud“. Für sie gibt es nichts Schöneres, als mit einem Marshall Stack im Rücken und Monitorboxen am vorderen Rand der Bühne die Hütte wackeln zu lassen. Es muss rocken, aber richtig …
… Die zweite Gruppe verfolgt einen anderen Ansatz getreu dem Motto: Der Fan im Saal soll ein Top Audio Erlebnis präsentiert bekommen. Wir wollen ihm keinen Tinnitus verpassen, sondern er soll das Konzert genießen und jedes einzelne Instrument wahrnehmen können. Diese beiden Lager stehen sich scheinbar unversöhnlich gegenüber und manchmal geht der Riss dann sogar quer durch die Band.
Der typische Dialog zwischen Musiker und Toningenieur während des Soundchecks bei Gruppe 1 lautet meist „… ich brauch noch mehr Gitarre (Keyboard, Gesang …) auf meinem Monitor“ . Auf der Bühne wird es dann lauter und lauter. Zum Pegel der Gitarren- und Bassboxen kommen die mitten-lastigen Monitorboxen zu. Das hat in manchen Fällen zur Folge, dass der arme Tontechniker den Klangteppich, der da von der Bühne kommt, nicht mehr steuern kann. Allenfalls kann er noch den ein oder anderen Effekt hinzufügen. Alles schon erlebt.
Preisgünstiges semiprofessionelles Equipment reicht oft schon aus
Es ist dank des dramatischen Preisverfalls im Bereich der Bühnentechnik inzwischen sehr einfach geworden, sich mit (semi-) professionellem Equipment auszustatten, was jetzt eher dem Ansatz der Gruppe 2 entspricht. Keyboards und Bässe ließen sich schon immer direkt an ein Mischpult anschließen, lediglich Gitarristen tun sich bisweilen noch recht schwer damit, auf Amp und Speaker zu verzichten.
Aber auch die Entwicklung der Effektgeräte für unsere 6-Saiten Künstler ist nicht stehen geblieben. So gibt es inzwischen Modeling Clones(1) für wenig Geld, die eine Vielzahl von Amp-/ Speaker Konstellationen per Knopfdruck simulieren können, einen super Sound abliefern und sich nicht vor ihren namhaften und teuren Vorbildern verstecken müssen.
Der Anschluss der Instrumente erfolgt über DI-Boxen (Foto), die das asymmetrische Signal des jeweiligen Instrumentes in ein symmetrisches umwandeln. Auf diese Weise können auch lange Kabelstrecken realisiert werden, ohne dass es zu Brummschleifen oder unliebsamen Einstreuungen kommt.
Konfiguration im IEM-Rack
Herzstück der QuietStage Bühne ist ein Rack (Foto unten), das auf der Bühne steht und in dem alle erforderlichen Komponenten verschraubt und fertig verkabelt sind. Die Eingangssignale werden von einem analogen Splitter (1) an den im selben Rack eingebauten, digitalen Mixer (3) weitergeleitet, der die Sender (4) des InEar Systems versorgt. Gesteuert wird das Ganze per Tablet oder Laptop über den auf der Oberseite des Racks aufgebauten WiFi Router (5), der per WLAN Kabel mit dem Mixer verbunden ist und beim Transport in der integrierten Schublade (2) stoßsicher untergebracht wird.
Diese Konfiguration begleitet meine Bands seit vielen Jahren und reicht völlig aus, um in kleineren Clubs sowohl die InEar-Systeme als auch den FOH-Mix ausschließlich mit dem Rack Mixer zu fahren. An größeren Veranstaltungsorten ist es jedoch zweckmäßig, dass der Tontechniker seinen Platz in der Mitte der Halle oder in entsprechendem Abstand vor der Open Air Bühne hat.
Bei der Verwendung baugleicher Mischpulte auf Bühne und Saal ist es möglich, diese über ein dünnes WLAN-Kabel (in der Regel Typ CAT-5) miteinander zu verbinden und dank des einheitlichen Übertragungsprotokolls damit die bereits beim Rack-Mixer vorliegenden Signale digital an die FOH-Konsole zu übertragen.
Die All-in-one-„Waschmaschine“
Nicht selten trifft man in den Clubs und auf Open Air Events jedoch auf Mischpulte ganz unterschiedlicher Hersteller. Hier kommt die zweite Gruppe von Ausgängen des analogen Splitters zum Tragen: Die auf der Rückseite am Fuß unseres Racks untergebrachten Multicore Kabel (6) ermöglichen es, die Stageboxen bzw. digitalen Snakes des Club-Mischpults zu versorgen, ohne dass dabei digitale Protokolle beachtet werden müssen oder komplexe Konfigurationsänderungen erforderlich sind.
Das von uns genutzte 12HE All-in-One Rack bringt fast das Gewicht einer Waschmaschine auf die Waage, hat aber den Vorteil, dass es in kürzester Zeit betriebsbereit ist: Deckel abnehmen, WiFi Router mit dem Mixer verbinden, Strom- und XLR-Kabel anschließen, einschalten, fertig. Und da die einzelnen Musiker unter Verwendung Ihrer Smartphones oder Tablets Ihren InEar Mix selbst steuern, gestaltet sich der Soundcheck relativ kurz.
Die Vorteile des InEar-Monitorings
Weiterer gewinnbringender Nutzen in der Verwendung von InEar-Systemen, aber auch jenen Punkten, die bei Kauf und Einsatz unbedingt zu beachten sind, habe ich bereits in früheren Beiträgen beschrieben. Zum Einen ist da mal der „Praxisbericht für Umsteiger ins InEar Monitoring (IEM)“ und dann noch der Bericht über die „Die zehn häufigsten Fehler beim Einsatz von IEM Systemen“ in denen ich versuche eine adäquate Einführung ins InEar Monitoring zu geben …
Übrigens: Bei allen Bands, in denen ich als Keyboarder dabei bin, haben wir uns darauf geeinigt, dass jeder Musiker für den Anschluss seines Instruments oder Mikrofons bis zur Split Box selbst verantwortlich ist. Dies bringt nicht nur eine enorme Zeitersparnis, sondern führt auch zu einem Umdenken bei der Qualität gekaufter Kabel, deren Pflege und dem Mitführen von Backup-Artikeln. Schließlich kann immer mal was kaputt gehen. Auch gehören die Rufe „hast du mal ein XYZ Kabel für mich?“ seitdem der Vergangenheit an.
Wie sieht Eure aktuelle Diskussion zum Thema QuietStage aus? Ich freue mich hier auf eure Kommentare …
Glossar
(1) = Eine digitale Technologie, die versucht, die Klangeigenschaften eines analogen Röhrenverstärkers nachzubilden. Dies geschieht durch Analyse des Originals und Erstellung eines mathematischen Modells, das die physikalischen Eigenschaften des Verstärkers simuliert.
= Modeling-Clone: Bezeichnet das digitale Gerät, dass den Klang und das Verhalten eines ganz bestimmten Röhrenverstärkers nachbildet – die digitale Simulation eines Verstärkers.
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