Bastian Kanbach in seiner Werkstatt © Zeal Guitars
Instrumentenbau in Handarbeit ist ein mutiges Unterfangen. Und doch gibt es tatsächlich bei Kaiserslautern, tief in unserer Provinz, eine Firma, die den mutigen Schritt von Null aus gewagt hat und mittlerweile weltweit unter Gitarristen höchstes Ansehen genießt. Bisheriger Höhepunkt ist die Verleihung des „Deutschen Musikinstrumentenpreises“ 2021 für die beste deutsche E-Gitarre …
Schon kurz nach der Gründung von ZEAL gab es Anerkennung und Lob zum „aufgehenden Stern am deutschen Gitarrenbauerhimmel“ (Gitarre & Bass 11/2011). Und: „Angesichts der Klangqualitäten, der handwerklichen Perfektion und der gleichermaßen innovativen wie wie aufwendigen Korpusoberflächen kann man das nur bejahen und den Jungs zur Cupido gratulieren“ .
Abstrakt …
Einzigartige Custom-Gitarren, 100% handgefertigt in Deutschland – die Werkstatt liegt im Südwesten im Herzen des Pfälzerwaldes. Jährlich verlassen nur 15–20 exklusive Custom-Gitarren das Haus. Die meisten werden auf Bestellung und exakt nach Kundenwunsch gefertigt, ZEAL Guitars bietet aber auch einige Unikate aus dem ständigen Modellprogramm zum Verkauf an.
Zum Interview
Kürzlich hatte StageAID den Chef von ZEAL Guitars, Bastian Kanbach, zu Gast. In einer entspannten Atmosphäre gab er uns dieses Interview …
StageAID: Mittlerweile melden sich Musiker aus der gesamten Welt bei ZEAL und warten geduldig bis zu 12 Monate, bis sie ihr Wunschmodell zum ersten Mal anspielen können. Sehr bemerkenswert, da es deine Firma erst seit 2010 gibt. Doch was hast du gemacht, bevor ZEAL Guitars gegründet wurde?
Bastian: „Mit etwa 11 Jahren begann ich mit dem Gitarre spielen und damit wuchs auch meine Leidenschaft für dieses Instrument. Über die Jahre war ich dann auch in vielen Bands der unterschiedlichsten Stilrichtungen aktiv. Nach dem Abitur entschied ich mich deshalb zu einer Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher an der Berufsfachschule in Klingenthal.“
StageAID: Wie ging´s dann weiter?
Bastian: „Nach dem Abschluss war ich etwa zwei Jahre lang bei einem E-Gitarrenbauer in Göppingen in die komplette Fertigung involviert. Hauptaufgabe war auch hier der Bau von Gitarren auf Kundenwunsch. In diesem Unternehmen sah ich jedoch irgendwann keine Möglichkeiten mehr für meine weitere berufliche und persönliche Entwicklung. Und so begann ich 2008 ein Studium der Innenarchitektur in meiner Heimatstadt Kaiserslautern, welches ich 2014 als Master of Arts absolvierte. Tatsächlich hat mich aber die Leidenschaft zum Gitarrenbau während der ganzen Zeit nie losgelassen.“
„Deshalb beschloss ich, mich parallel zum Studium schon selbständig zu machen. Mit dem Master in der Tasche widmete ich mich dann in Vollzeit dem Gitarrenbau. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die ich während meines Studiums gewinnen konnte, fließen natürlich auch in die Gestaltung, Materialität, Planung und Formsprache meiner Instrumente mit ein.“
StageAID: Deine Instrumente sind Einzelstücke, welche vollständig in Handarbeit gefertigt werden und die Vielfalt von Formen, Farben und Ausstattung ist dabei fast grenzenlos. Doch was ist alles nötig, um solche Unikate anzufertigen?
Bastian: „Bevor ich mit dem Bau beginne, nehme ich mir ausgiebig Zeit für eine ausführliche Beratung und Planung, um die optimalen Spezifikationen für den jeweiligen Kunden und seine Traumgitarre zusammen zu stellen. Dabei mache ich natürlich auch Vorschläge und Empfehlungen um das bestmögliche Instrument für den jeweiligen Gitarristen zu bauen. Denn „DIE“ perfekte Gitarre gibt es nicht, es gibt nur die perfekte Gitarre für den einen Gitarristen.“
StageAID: Ein ziemlich aufwändiges Unterfangen wie mir scheint …
Bastian: „Ja, für die Fertigung bin ich daher mit einer modernen Werkstatt und auch einer Lackiererei ausgestattet. Ich arbeite dabei jedoch ohne die heute übliche CNC-Technik und stelle alle Instrumente ausschließlich in Handarbeit her. Genau das verleiht mir die nötige Flexibilität und Freiheit, um auf alle Kundenwünsche individuell einzugehen und dabei auch ausgefallene Sonderwünsche realisieren zu können.“
StageAID: Woher kommen die Bauteile für die Instrumente und werden auch besondere Materialien verwendet?
Bastian: „Für meine Gitarren verwende ich jahrelang abgelagerte Tonhölzer[1], bevorzugt einheimische bzw. europäische Hölzer. Weitere Bauteile wie Mechaniken oder Tonabnehmer kommen größtenteils von deutschen Qualitätsmanufakturen. Im Laufe der Jahre haben sich auch eigene Ideen und Gitarrenmodelle entwickelt. Aktuell biete ich vier verschiedene Modelle an, die nach Kundenwunsch aber konfiguriert werden können. Ich arbeite auch gerne mal mit unkonventionellen Materialien und Oberflächengestaltungen wie z.B. Stoffmustern, Flüssigmetall und – auch Beton.“
StageAID: Wie lange dauert denn der Bau so einer Gitarre?
Bastian: „Der Bau einer Gitarre dauert je nach Ausführung mindestens 40 Stunden, aber es können manchmal auch bis zu 200 Std. werden. Wohlgemerkt: Von der Planung angefangen bis hin zum fertigen Instrument. Das hängt auch stark davon ab, wie konkret die Vorstellungen des Kunden schon sind und wie hoch der Beratungs- und Planungsaufwand noch ist.
„Und natürlich ist eine „Brettgitarre“ wie eine z.B. eine Telecaster auch wesentlich einfacher zu fertigen als z.B. eine „Hollowbody Jazzgitarre“[2] mit geschnitzer Decke und Boden, handgebogenen Zargen und Schwalbenschwanz – Halseinsatz. Deshalb verlassen jedes Jahr kaum mehr als 20 Instrumente die Werkstatt. Mehr ist auch nicht zu schaffen, denn ich lege größten Wert auf die Qualität meiner Instrumente. Und auch die Kommunikation mit meinen Kunden ist dabei ein entscheidender Faktor. Das lässt sich nicht beschleunigen, hier gilt immer: Klasse statt Masse.“
Der Bau „normaler“ Gitarren kann etwa eine Woche dauern, oder etwas mehr
– doch Spezialanfertigungen können bis zu 200 Stunden betragen –
von der Planung bis zur fertigen Gitarre …
StageAID: Wir hörten, du hast doch auch ein weiteres Standbein: Tuning, Customizing, Reparaturen und Rundum-Service für Gitarren …
Bastian: „Ja, da habe ich in der Tat mittlerweile Kunden aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Und es sind nicht nur Gitarristen. Wie schon gesagt, ich bin Zupfinstrumentenbauer, so beschäftigen wir uns natürlich auch mit allen Instrumente dieser Gattung – auch für schwierige Fälle finden wir eine Lösung. Zusammen mit meinem Mitarbeiter Jürgen Müller verarzten wir jährlich 200-300 Instrumente; vom einfachen Saitenwechsel bis hin zur aufwendigsten Komplett-Restaurierung.“
StageAID: Bastian, ich danke dir für dieses aufschlußreiche Gespräch.
Zu sehen und natürlich auch anspielen sind die Gitarren in der Werkstatt von ZEAL Guitars in der Opelstraße 44, 67661 Siegelbach, Tel: 0 6301 – 619 69 71, E-Mail: mail@zeal-guitars.com
Glossar
[1] Tonhölzer sind für den Gitarrenkörper Mahagoni, nordamerikanische Roterle, Ahorn, Linde, Cedro und amerikanische Sumpfesche. Für den Nacken benutzt Bastian kanadischen Ahorn, geflammten Ahorn, Vogelaugenahorn, Mahagoni, Cedro und Santos-Palisander. Für´s Griffbrett kommt Ebenholz, Rosenholz und Ahorn zum Einsatz.
Mehr Infos unter https://zeal-guitars.de/en/tonewoods/
[2] Hollowbody-Gitarren sind akustisch-elektronische Gitarren mit einem hohlen Korpus. Sie werden häufig im Jazz und Blues verwendet und besitzen einen warmen und klaren Klang, der akustischen Gitarren ähnelt. Hollowbody-Gitarren können sowohl akustisch als auch elektrisch gespielt werden, was sie vielseitig für verschiedenste Musikstile macht.
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