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Dienstag, Dezember 10, 2024
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Die zehn häufigsten Fehler beim Einsatz von IEM Systemen – Ein Bericht aus der Praxis

Klein aber fein: Das InEar-Headphone / © Mackie

Was vor Jahren nur den internationalen Stars auf den großen Bühnen vorbehalten war, ist inzwischen auch für den semiprofessionellen Musiker und interessierten Amateur erschwinglich geworden: Drahtlose InEar-Monitorsysteme. Brauchbare Kits mit Sender, Bodypack und Headset gibt´s aktuell bereits für unter 300 Euro …

… Doch dabei solltet Ihr immer darauf achten, dass die Übertragungsfrequenzen der Geräte in Eurem Land zugelassen sind und ihr mindestens sechs bis acht Kanäle parallel betreiben könnt. Doch jetzt zur Praxis:

„Der Einbau der IEM Sender in’s Rack ist geschafft, die Verkabelung hat auch geklappt und ein erfahrener FOH-Techniker hat das Routing unseres Digitalmischpults für die Systeme konfiguriert – Super. Die erste Probe mit den IEM Systemen war erfolgreich. Es gab viele Aahs und Oohs: Nach der Probe fahren wir nun nicht mehr mit pfeifenden Ohren nach Hause!“

Unkomplizierter Gig mit InEar´s

„Der Mitschnitt auf dem Fieldrecorder belegt, dass wir dank der IEM-Systeme dieses Mal noch viel tighter gespielt haben. Der nächste Gig steht jetzt kurz bevor, dann geht’s mit den Systemen auf zum ersten Mal auf die Bühne und die Vorfreude steigt. Endlich keine Monitorboxen mehr schleppen und endlich ein super Mix auf dem Ohr. Dank Stereo-Signal manchmal sogar ein besserer Sound als der, den das Publikum vor Euch hört.“

Aber alle Musiker – ganz gleich ob Profis oder Anfänger – haben eines gemeinsam: Auch nach jahrelangem Einsatz passieren immer wieder Fehler beim Einsatz mit IEM-Systemen. Doch damit euch das nicht passiert, habe ich mal nachstehend die TopTen der häufigsten Probleme und deren Lösungen aufgeführt.

Während einer Pause: Die kleinen Dinger gut sichtbar ablegen / © INEAR

1. Die Kopfhörer sitzen nicht richtig fest im Ohr

Der Effekt: ihr hört kaum bis gar keinen Bass, der Lärm des Schlagzeugs und aller anderen auf der Bühne verstärkten Instrumente überlagert den Mix. Um das zu vermeiden, lassen sich Profis beim Hörgeräteakustiker eine sogenannte individuelle Otoplastik anfertigen, die sicher in deinem Gehörgang sitzt.

Viele empfinden das Tragen aber als unangenehm oder zu teuer oder beides. Ich empfehle deshalb, die vom Hersteller Eures IEM-Kits mitgelieferten und darüber hinaus im Handel erhältlichen Earbuds (Ohrstöpsel) auszuprobieren. Vielleicht liegt der schlechte Sitz an der falsch gewählten Größe, vielleicht aber auch am Material.

Es gibt zahlreiche Varianten: Pilzförmige, kegelförmige, rollenförmige und solche aus Memory Foam (zusammendrücken, einsetzen, danach dehnen sie sich wieder aus und sitzen satt). Mein Tipp: Ausprobieren, bis man den richtigen gefunden hat. Und dann gleich ein paar als Reserve mitbestellen (s. auch Punkt 5).

2. Das Signal ist zu leise

Zum Aussteuern des persönlichen IEM-Mix  verwenden viele Musiker die von den Herstellern angebotenen kostenlosen Apps, die sie auf ihr Tablet oder Smartphone laden. Häufig gibt es dann auf der ersten Seite den/die Fader für die Gesamtlautstärke und auf den folgenden Seiten in 8er Blöcken die Fader für die Signale der einzelnen Instrumente.

Nicht selten beobachte ich, dass diese 8 Fader für den IEM-Mix der Musiker auf ihren Smartphones und Tablets am ganz oberen Ende der Skala gesetzt sind und kein Raum mehr zur Verfügung steht, um noch einen vernünftig gepegelten Mix fahren zu können.

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Dass der Stereo-Fader auf der Seite mit der Gesamtlautstärke nur halb aufgedreht ist, haben die meisten in dem Moment vergessen – also hoch damit. Oder einige „Spezialisten“ drehen den Volumenregler ihres Bodypacks nur halb auf in der irrigen Annahme, damit die Lebensdauer der eingelegten Batterien verlängern zu können.

Wichtig: Immer mindestens zu 75 Prozent aufdrehen, dann gibt´s beim Mix noch Spielraum nach oben und unten.

Ein anderer Grund: Handelsübliche Smartphone Kopfhörer haben einen schlechten Wirkungsgrad. InEar-Headsets hingegen besitzen einen sehr hohen und liefern daher auch sehr viel mehr Output. Im Allgemeinen sollte der InEar-Kopfhörer mindestens einen Output von 105 dB bringen.

Übrigens: IEM Systeme müssen regelmäßig gepflegt werden. Das gilt auch für die Earbuds. Ich habe es schon oft erlebt, dass Musiker sich über die geringe Lautstärke beschwerten und wir dann gemeinsam feststellten, dass die Earbuds mit Ohrenschmalz verschlossen waren. Da hilft nur abziehen und vorsichtig mit einem Wattestäbchen reinigen. Und wenn das winzige Abdeckgitter des Headsets verstopft ist, kann ein kleines Bürstchen helfen, wie man es zur Reinigung von Zahnzwischenräumen verwendet.

3. Mitten im Set fällt das Signal aus

Es kann natürlich sein, dass ihr bei euren Moves auf der Bühne versehentlich den Stecker des Headsets vom Bodypack abgezogen habt, doch habe ich das bisher überwiegend bei der manchmal etwas aufwändigeren Garderobe der female Vocals beobachtet. Häufiger kommt es vor, dass der betreffende Musiker vor dem Gang auf die Bühne den Batteriezustand seines Bodypacks nicht geprüft hat. Bei diesem Thema lohnt es sich nicht, die Sparmaus raus hängen zu lassen, sondern rechtzeitig vor Konzertbeginn neue Batterien oder Akkus einzusetzen.

Zwei Hersteller, zwei komplette IEM-Systeme / © Sennheiser, Shure, Andy C.

4. Mein IEM-Mix hat sich verändert

Digitale Mischpulte haben einen riesigen Vorteil: Sie speichern die aktuellen Einstellungen. Wenn der IEM-Mix beim letzten Konzert spitze war, warum ist er jetzt beim Soundcheck für dieses Konzert Müll? Ganz einfach: Die Ungeduldigen konnten nicht abwarten, bis der Tontechniker seinen Soundcheck durchgeführt und die Gains der einzelnen Kanäle angepasst hat. Denn wenn er damit fertig ist, müsst Ihr in der Regel kaum noch etwas machen – der IEM-Mix stimmt.

Nur die Ungeduldigen, die voreilig an ihrem Mix geschraubt haben, werden panisch, weil sie selbst alles verstellt haben. Gut so, vielleicht setzt ja irgendwann die Lernkurve ein. Kurzum: Soundcheck bis zum Ende abwarten, erst dann den IEM-Mix justieren (sofern überhaupt erforderlich). Übrigens: Einen anderen, nicht seltenen Grund, warum sich eventuell Euer IEM-Mix unbeabsichtigter Weise(!) verändert, findet Ihr unter Punkt 9.

5. Mein Earbud (Ohrstöpsel) ist weg

Gelegentlich kommt es vor, dass die Earbuds des Headsets bei schnellem Herausreißen im Haar hängen bleiben. Ein kurzer Check – oh nein, sie sind weg. Sie nun auf der schlecht beleuchteten Bühne oder unter dem Schlagzeug zu suchen, ist weder prickelnd noch sonderlich erfolgreich und sieht alles andere als cool aus.

Gut, wenn man dann passenden Ersatz dabei hat. Aus meiner Sicht sind Earbuds ohnehin so etwas wie ein Verschleißartikel. Ein paar mehr davon im Aufbewahrungsbehälter mit dem IEM Bodypacks dabei zu haben, kann nie schaden.

6. Auweia, ich hab mein Inear vergessen

Neben Ersatzbatterien bzw. frisch geladenen Akkus für das Bodypack solltet ihr auch immer ein zweites Headset dabei haben. Denn das erste kann nicht nur verloren, sondern auch kaputt gehen. Ein zweites Set ist zu teuer? Es müssen nicht immer die angesagten Marken sein. Probiert doch einfach mal kostengünstige Alternativen aus.

Auch Headsets ab 50 Euro können sich durchaus sehen lassen. Einige davon haben sogar bis zu fünf Treiber. Wie z.B. das Modell ZS10 Pro  von Knowledge Zenith . Dessen Werte sprechen für sich: Wirkungsgrad 111 dB, Frequenzbereich 7 bis 40.000 Hz. Und cool aussehen tun sie auch.

Abb. auf der Startseite von Knowledge Zenith:  ZS10 Pro / © Knowledge Zenith

7. Zischeln und Pfeifen

Wenn es im Headset unangenehm zischelt und pfeift, kann dies vier Ursachen haben:

  1. Die Frequenz Eures Bodypacks stimmt nicht mit der Eures Senders überein und ihr landet „irgendwo dazwischen“. Zugegeben, das klingt furchtbar.
  1. Oder Eurer Tontechniker hat versehentlich auf zwei IEM- Sendern dieselbe Frequenz gewählt, was sich aber leicht beheben lässt.
  1. Oder – bei Konzerten mit mehreren Bands – hat die vor Euch spielende Band eines ihrer IEM Systeme, das auf derselben Frequenz sendet, nicht abgeschaltet.
  1. Oder aber ihr habt Euer IEM Rack hinter dem Schlagzeug versteckt: Die vielen Metallteile führen zu einer Abschwächung und Ablenkung des Funksignals. Deshalb ist es besser, das IEM Rack immer so zu platzieren, dass die Antennen der Sender gewissermaßen Sichtkontakt zu euren Bodypacks haben, vorzugsweise also rechts oder links am Bühnenrand mit Blick auf’s „Spielfeld“.

8. Zu wenig Bass

Preisgünstige IEM Systeme schwächeln gelegentlich bei der Übertragung von Bassfrequenzen. Das lässt sich kompensieren, indem man klassische On-Ear Headsets trägt (doch wer will auf der Bühne schon wie Mickey Mouse aussehen?) – Oder man verzichtet auf das Bodypack und verbindet sein Headset per Audiokabel mit dem Kopfhörer-Ausgang des Senders (was viele Drummer bevorzugen, damit sie die Kick Drum besser hören).

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Subwoofer der PA’s in den Clubs und auf den Open Air Konzerten so viel Bass übertragen, dass dieses Manko während des Konzerts kaum ins Gewicht fällt. Und im Proberaum kann man den Bass-Amp leise mitlaufen lassen, damit der Bass in den Bauch geht. Wem das nicht reicht, der kann auch auf teurere Komponenten umsteigen – wie immer sind auch hier preislich nach oben kaum Grenzen gesetzt.

9. Bei mir tut sich nichts

Auch ein Klassiker beim IEM-Mix: Ihr schiebt verzweifelt die Fader rauf und runter, doch euer Mix verändert sich nicht. Am anderen Ende der Bühne flucht euer Kollege und wird ebenfalls ganz hektisch. Was ist passiert? Bei Aufruf der IEM-Mixing Apps werdet ihr zunächst gefragt, mit welchem Mischpult ihr euch verbinden wollt.

App´s für das Mixing Mode

Manche Apps zeigen euch die in Reichweite befindlichen Geräte an, bei anderen Apps müsst ihr explizit die IP-Adresse des betreffenden Mixers eingeben. Im nächsten Schritt werdet Ihr aufgefordert, jenen Mixbus (IEM Kanal) zu bestimmen, den Ihr regeln wollt: Genau hier liegt der Hund begraben: Man passt nicht auf, hat es eilig, tippt daneben – und schwupps, bewegt man die Fader des IEM Kanals eines anderen Musikers.

Manche Apps erlauben es, unter dem Menüpunkt „Einstellungen“ den gewählten Kanal zu fixieren, wie z.B. bei der App M32-Q  von Behringer : Auf dem iPhone geht ihr auf Einstellungen, schiebt das Fenster hoch, bis euch der Name der App angezeigt wird, tippt auf just diese Zeile und in dem sich daraufhin öffnenden Fenster aktiviert ihr den Schalter „Bus Selection Lock“. So einfach ist das. Schaut mal, ob das bei der von euch genutzten App auch geht.

Ausschnitt aus den Monitor-Mixing-Modi von „App M32-Q“ / © play.google.com

10. Ich flieg immer raus

Auch so ein Klassiker beim IEM Betrieb. Gemeint ist damit die Tatsache, dass die Verbindung zwischen Smartphone mit der IEM App und dem Mischpult vorübergehend oder für längere Zeit unterbrochen wird. Die gängigen Digitalmischpulte erlauben es, maximal zehn Streams gleichzeitig zu bedienen. Da zählen aber nicht nur die IEM Apps mit, sondern auch die ggf. für den FOH Mix verwendeten Tablets. Nur in den seltensten Fällen werdet ihr aber dieses magische Limit erreichen.

Was viel häufiger der Fall ist: In regelmäßigen Abständen wechselt euer Handy die Geräteadresse (die sogenannte MAC ID). Die Hersteller – Apple ab IOS 14, Android ab Version 9 – wollten damit ein Tracking durch Dritte erschweren. Im Alltagsbetrieb fällt das weniger auf, weil die Umschaltung meist erfolgt, während man vielleicht etwas liest oder eine Mail schreibt. Im Bühnenbetrieb ist dies aber absolut störend.

Konfiguration des Handys

Und so stellt Ihr das bei Apple Geräten mit IOS Release 14 ff ab: > Einstellungen > WLAN > auf das (i) System hinter der SSID des aktuell genutzten WLANs tippen > das sich öffnende Fenster hochschieben bis zum Schalter „Private WLAN Adresse“ > diesen Schalter deaktivieren, fertig. Bei Android Geräten gibt es viele herstellerspezifische Dialekte, grundsätzlich funktioniert es aber ähnlich: Nur heißt der Private Mode dort „Zufällige MAC-Adresse verwenden (Standard)“. Diese Funktion müsst ihr deaktivieren, und schon läuft’s.

Übrigens: Die Deaktivierung des Private Mode gilt nicht pauschal, sondern nur für die betreffende SSID / WLAN.

Der andere Grund: Euer Router ist überlastet. Was im Proberaum einwandfrei funktioniert hat, klappt nicht auf der Bühne. Das hängt damit zusammen, dass auch die Smartphones eurer Zuhörer versuchen, mit dem am Mixer angeschlossenen WiFi Router Kontakt aufzunehmen. Der prüft fleißig jede eingehende Anfrage, braucht aber dafür etwas Zeit.

Wenn eurer für den IEM-Mix genutztes Smartphone also aufgrund des Private Mode (s.o.) raus fliegt, muss es sich wieder hinten anstellen und wird erst bedient, wenn die vorlaufenden 200 Anfragen der User Handies beantwortet wurden. Hier kann ein schneller Gaming-Router wie z. B. Der Router AX12 Nighthawk  von Netgear  mit seinen acht Antennen Abhilfe schaffen.

Soweit meine Sammlung der zehn häufigsten Fehler beim Einsatz von IEM Systemen. Übrigens, kennt ihr Fehler Nummer 11: Man gibt vorzeitig auf, weil man schon beim ersten Misserfolg verzweifelte oder einem die ganze IEM Kiste zu komplex ist. Die Erfolgreichen gehen die Ursachenforschung systematisch an und kümmern sich strukturiert um die Fehlerbeseitigung.

Zu welcher Gruppe gehört ihr? Welche Erfahrungen habt ihr mit InEars beim Bühnenbetrieb gemacht und wie habt ihr Euch bei etwaigen Problemen beholfen? Schreibt´s mir wie immer unten in die Kommentare …

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Chris Hinz
Chris Hinz verfügt über eine 6-jährige klassische Ausbildung am Piano und eine 3-jährige Ausbildung an der Sakralorgel. Er ist seit mehreren Jahrzehnten in der Musikszene Rhein Main aktiv und aktuell mit zwei Coverbands und einem Smooth Jazz Duo unterwegs. Chris Hinz ist freiberuflicher Unternehmensberater und war lange Zeit für ein namhaftes IT Unternehmen tätig.
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