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Montag, Oktober 13, 2025
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Klingt zu gut um wahr zu sein- SPEECHLOAD-Mit Sprache das eigene Handy laden.

Mit „Speechload“ stellt unser StageAID Team eine Konzeptstudie für akustisches Energy Harvesting vor.

Der Ansatz: Ein rekuperativer Wandler koppelt an die Bereiche von Mikrofon und Ohrlautsprecher an und wandelt mechanische Vibrationen bei Sprache und Anrufen in elektrische Energie. Piezo- und MEMS-Wandler speisen über ein Power- Management-IC mit Pufferung in den Akku.

Konzeptmodellierung und Versuchsumgebung
Um diese Daten zu validieren, bot es sich an, die täglichen stundenlangen Akquise- und Fachgespräche unseres Geschäftsführers als natürliche Quelle zur akustischen Energieerzeugung zu nutzen und auszuwerten.

Der Wunsch: Bei längeren Telefonaten könnten so je nach Gerätekonfiguration einige Prozentpunkte an Ladestand zurückgewonnen werden; genug für einige zusätzliche Minuten Telefonie oder Messaging.
Zusätzliche Energie ließe sich dann in lauten Umgebungen, beispielsweise bei Rock-Konzerten gewinnen.
Für den Einsatz im Alltag könnten weitere Schritte nötig sein: effizientere Wandler, niedrigere Ruheströme der Elektronik und intelligente Betriebsstrategien.
„Speechload“ ist kein Verkaufsprodukt, sondern ein Forschungs- und Design-Prototyp, der zeigen soll, wie breit Energy-Harvesting-Konzepte künftig gedacht werden können – als Ergänzung klassischer Ladeverfahren.

Die harte Wahrheit:
Die erzeugte elektrische Energie eines Menschen mit direkt am Mund abgenommener Schalldruck von 100 dB SPL lässt sich physikalisch exakt herleiten. Hier folgt eine vollständige Beispielrechnung in verständlichen Schritten….das Ganze mit überraschendem Ergebnis.

Schalldruckpegel: Ausgangsdaten

Schalldruckpegel am Mund: angenommen:100 dB SPL
Referenzschalldruck in Luft: p₀ = 20 μPa = 2 × 10⁻⁵ Pa


Umrechnung 100 dB SPL in Schalldruck (Pa)

Formel:
Lₚ = 20 · log₁₀ (p / p₀)

Umgestellt:
p = p₀ · 10^(Lₚ / 20)

Einsetzen:
p = 2 × 10⁻⁵ · 10^(100 / 20)
p = 2 × 10⁻⁵ · 10⁵
p = 2 Pa


Berechnung der Schallleistung am Mund

Formel für die Schallleistung P einer Kugelwelle bei Schalldruck p im Abstand r:

P = (p² / (ρ · c)) · A

Wobei:
p = 2 Pa (eben berechnet)
ρ = 1,2 kg/m³ (Dichte der Luft)
c = 343 m/s (Schallgeschwindigkeit)
A = 0,005 m² (typische Mundfläche – angenommen 5 cm²)

Berechnung:
P = (2²) / (1,2 · 343) · 0,005
P = 4 / 411,6 · 0,005
≈ 0,0097 · 0,005
≈ 0,0000485 W
= 48,5 μW


Energieertrag über 50 Jahre

Annahme: Lautes Sprechen 2 Stunden / Tag über 50 Jahre

T₍gesamt₎ = 50 · 365 · 2 · 3600 ≈ 13.140.000 s

Erzeugte Energie:
E = P · T₍gesamt₎ = 0,0000485 W · 13.140.000 s
≈ 638 J

Umrechnung in kWh:
638 J ÷ 3.600.000 ≈ 0,000177 kWh  QED


Ergebnis:
Selbst bei 50 Jahren lautem Sprechen entsteht nur etwa 0,00018 kWh – also kaum genug, um ein modernes Smartphone auch nur für Sekunden zu laden….. schade, oder?

Fazit

Nach präziser Rechnung auf Basis von 100 dB SPL ergibt sich:

  • Die erzeugte Energie reicht, um eine 60-W-Glühlampe ca. 11 Sekunden lang zu betreiben.
  • Im Alltag ist das verschwindend wenig, für nennenswerte Stromerzeugung aus menschlicher Stimme ungeeignet.

Sämtliche Annahmen basieren auf anerkannten Umrechnungen und gängigen Mundflächen-Schätzungen.
Die Energieausbeute lässt sich in der Praxis erhöhen durch lautere / längere Schallemission.
Ergebnis: Wir stellen die Versuche ein bis zum nächsten nicht ganz so ernst gemeinten Beitrag und widmen uns realistischen Tests und Einsatzszenarien 😊.
Trotz energetischer Ineffizienz: Unser GF telefoniert trotzdem tapfer weiter.
😊 Wir haben ihm allerdings auch noch nicht mitgeteilt, dass das Projekt abgeschlossen ist.

Jörg telefoniert_Lautes Organ, trotzdem low Energy
Jörg telefoniert_Lautes Organ, trotzdem low Energy

 

Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.
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