Pro & Contra © KI-generiert, Engelmann Promotion
Die Branche hat sich auch schon vor dem aktuellen KI Hype in den letzten Jahren in vielen Schritten stark verändert: digitalisierte Signalwege, komplexere Netzwerke, mehr Geräte, mehr Software. Das bringt immer neue Möglichkeiten – aber gleichzeitig mehr Fehlerquellen. Künstliche Intelligenz in der Organisationssoftware, optimierte Arbeitsabläufe mit Hilfe der KI bis hin zum intelligenten Sounddesign: Künstliche Intelligenz dringt immer tiefer in unser tägliches Leben vor und auch die Musikproduktion steht vor einer revolutionären Veränderung. Und überhaupt – was ist mit der GEMA?
These zum Start: KI nimmt dir nicht die Show ab – aber sie nimmt dir genau die Dinge ab, die dir unnötig Zeit und Nerven rauben und oft auch zu Fehlern führen.
Warum KI jetzt in der Veranstaltungstechnik ankommt
Früher war vieles einfacher „ein Kabel, ein Signal, ein Fehler“ und damit auch einfachere Fehlersuche. Heute kann ein Problem aus vielen Ecken kommen: Routing, Firmware, Netzwerk, Hardware, Clocking, Strom, Patch, Szene oder Bedienung. Genau hier ist KI hilfreich, weil sie Informationen schnell sortiert, Muster erkennt und dir strukturierte Vorschläge liefert.
Wichtig ist dabei der Realitätscheck: KI ersetzt keine Erfahrung. Sie macht Erfahrung nur wirksamer – vor allem dann, wenn Zeitdruck und viele Abhängigkeiten zusammenkommen. Das hilft, Erfahrungen in Routinen umsetzen, z.B. für präventive Systemwartungen oder für schnelle strukturierte Fehleranalysen. Schauen wir uns das einmal genauer an.

Was KI heute schon kann – realistisch gesehen
Wenn du Künstliche Intelligenz hörst, denken viele von euch schnell an „KI mischt den Ton“ oder „KI steuert Lichtshows“. Realistisch und sinnvoll ist aktuell noch etwas anderes:
- KI kann Dokumentation erstellen, vereinheitlichen und aktualisieren, zum Beispiel Checklisten, Ablaufpläne, Übergaben und Reports.
- KI kann die Fehlersuche strukturieren, indem sie aus Symptomen und Setup eine sinnvolle Prüfreihenfolge baut.
- KI kann Setups vorbereiten, etwa Patch-Ideen, Materiallisten oder einen Ablauf als Startpunkt, den du prüfst und anpasst.
- KI kann Lernen und Einarbeitung beschleunigen, weil sie Zusammenhänge in normalem Deutsch erklären kann. Wichtig für Schulungen.
Der wichtige Unterschied:
KI ist Copilot, nicht Pilot – Der bist du
KI kann Muster erkennen und Vorschläge machen. Aber sie versteht die Realität backstage nicht wirklich. Sie weiß nicht, wie es sich anfühlt, wenn alle gleichzeitig reden, die Zeit knapp wird und der Kunde nervös wird. Was KI nicht ersetzen wird, sind Show-Timing, Crew-Dynamik, Diplomatie zwischen den Gewerken und dein Urteil in kritischen Momenten. Deshalb ist KI am besten, wenn sie dir Kopfarbeit abnimmt – du aber die Verantwortung behältst.

Konkrete Situationen aus dem Alltag: Stand / KI-Einsatz / Effekt
Die nun folgenden sehr typischen Szenen haben wir hier in einer Tabelle exemplarisch dargestellt. Situationen, die immer wieder bei Live-Jobs auftreten können – Du erkennst die Aufgabenstellung und was du konkret mit KI korrigieren kannst – und was sich danach im Ablauf verbessert:
Situation |
Status/Aufgabenstellung |
Was leistet deine KI? |
Was sich danach ändert |
|---|---|---|---|
Kurz vor dem Einlass: Funkstrecken machen Aussetzer |
Du hast Dropouts und keine Zeit, dich jetzt reinzufuxen. Es ist unklar, ob Antennen, Koordination, Störer oder Bedienung der Auslöser sind |
Du gibst der KI die Fakten in kurzen Sätzen: Modell, Frequenzbereich, Antennen-Position, Umgebung (LED-Wand, Publikum, WLAN), seit wann es passiert und wie es sich zeigt. Wenn du Scan-Werte oder Notizen hast, packst du sie dazu |
Du bekommst eine priorisierte Prüfliste. Du arbeitest strukturiert statt hektisch und findest Ursachen schneller. Das spart Zeit und Nerven |
Linecheck: Ein Kanal ist plötzlich tot |
Kein Signal, alle schauen dich an. Unter Druck überspringt man gern Basics oder springt quer durch das Setup |
Du lässt dir eine Fehlerkette erstellen: Mikro → Kabel → Stagebox → Routing → Kanal → Bus → Output. Du ergänzt, ob Stagebox, Split, Dante, AES50 oder analog genutzt wird |
Du gehst die Signalkette Schritt für Schritt durch, findest häufig den Klassiker (Mute, falsches Patch, Port, Gain, Routing) und kannst die Lösung sofort sauber notieren |
Umbau/Probe: Patchliste ist am Ende unbrauchbar |
Änderungen wurden zu schnell gemacht, Notizen sind unvollständig. Plötzlich hat jeder andere Informationen und fehlerhafte Unterlagen |
Du gibst der KI die aktuelle Kanalliste und deine Änderungsnotizen. Du lässt daraus eine saubere Inputliste, eine Patchliste und eine kurze „gültige Version“ für die Crew erstellen |
Alle sind wieder synchron. Folgefehler sinken, weil nicht jeder nach Gefühl arbeitet |
Aufbau in neuer Location aufgrund mangelhafter Informationen oder Verspätung unter Zeitdruck |
Die Location ist anders als gedacht. Strom, Wege, Rigging oder Platz passen nicht, und Zeiten werden geschoben |
Du beschreibst der KI deinen ursprünglichen Ablauf und die Abweichungen („Strom weiter weg“, „Ladeweg länger“). Du lässt dir einen neuen Ablauf mit Abhängigkeiten und Puffern erstellen |
Du bekommst einen realistischen Plan, wer wann was macht, wo Probleme sind. Das reduziert Leerlauf, Stress und unnötige Diskussionen |
Audio over IP / Netzwerk: Knackser und Sync-Probleme |
Viele Möglichkeiten: Clock, Sample Rate, Switch, VLAN, QoS, Kabel. Häufig wird zu viel diskutiert und zu wenig geprüft. |
Du beschreibst der KI die Topologie: Geräte, Switches, Clock-Quelle, Sample Rate, wo die Symptome auftreten. Wichtige Controller-Werte ergänzt du als Text |
Du erhältst eine klare Prüfreihenfolge. Du findest Ursachen schneller und baust weniger Workarounds, die später wieder Ärger machen |
Licht/DMX – Flackern oder unlogische Reaktionen |
Werte springen, Fixtures reagieren falsch. Unter Druck entstehen schnell „Fixes“, die neue Probleme erzeugen |
Du gibst Universe / Adressierung, Nodes, Mode, ob RDM aktiv ist, und welche Geräte betroffen sind. Du lässt dir eine Checkliste bauen, was zuerst geprüft wird |
Du findest Doppelpatches, falsche Modes oder Universe-Verwechslungen schneller. Das System bleibt sauberer und stabiler |
Crew-Kommunikation: Missverständnisse häufen sich |
Gemischte Crew, neue Leute, hoher Druck. Informationen gehen verloren, die Stimmung kippt |
Du lässt dir ein kurzes Crew-Briefing formulieren: Zuständigkeiten, Reihenfolge, No-Gos, Funkkanäle und Notfallweg. Du hältst es bewusst knapp |
Die Ansage wird klarer und die Crew ruhiger. Fehler sinken, weil weniger geraten wird und Verantwortlichkeiten klar sind |
Nach dem Gig: Kein Report, Wissen verschwindet |
Am nächsten Tag ist vieles weg. Beim nächsten Job passiert der gleiche Mist wieder |
Du sprichst oder tippst Stichpunkte: Probleme, Lösungen, offene Punkte, auffälliges Material. Die KI macht daraus einen Report mit Maßnahmen |
Wissen bleibt im Team, nicht nur im Kopf einzelner. Wiederkehrende Fehler werden weniger, weil du wirklich aus den Erfahrungen lernst |

Wie du KI fütterst, damit sie brauchbare Ergebnisse liefert
KI ist nur so gut wie deine Infos. Wenn du ihr nur sagst „funktioniert nicht …“, kommt auch nur „… probier´ mal neu“. Gib der KI stattdessen kurz und klar drei Dinge: Situation, Setup-Fakten und Symptom. Einfache Prompts die in der Praxis funktionieren:
- Situation: Was passiert gerade und wie hoch ist der Zeitdruck?
- Setup: Welche Geräte, Signalwege oder Netzwerkbausteine sind beteiligt?
- Symptom: Wie genau äußert es sich, seit wann, und was wurde zuletzt geändert?
- Ziel: Willst du eine Prüfreihenfolge, eine Checkliste oder eine saubere Liste/Doku?
Wichtig:
Die Prompts müssen sehr präzise sein. Der Computer an sich ist erstmal doof:
Wenn du´s nicht genau bzw. “für kleine Kinder” beschreibst, entstehen Fehler …
Was sich langfristig ändert – wenn man es konsequent nutzt
Wenn KI sinnvoll eingesetzt wird, passiert kein Wunder. Aber drei Effekte werden sich sehr wahrscheinlich einstellen:
- Du bleibst unter Druck strukturierter,
- du dokumentierst häufiger und sauberer und
- Teams werden schneller und sicherer.
Das macht Jobs verlässlicher und reduziert Stress – ohne dass du dein Handwerk aus der Hand gibst.
3 Testszenarien für deinen nächsten Job
- Fehlersuche als Checkliste in kurzer Zeit: Wenn etwas klemmt, gib´ der KI Situation, Setup und Symptom bekannt. Lass dir eine Prüfreihenfolge erstellen und arbeite sie ab. Du bleibst ruhig und verlierst keine Zeit mit Aktionismus.
- Übergabe/Report aus Stichpunkten direkt nach der Show: Drei Minuten Notizen reichen: Was war auffällig, was wurde geändert, was ist offen? Die KI macht daraus einen sauberen Report mit Maßnahmen, den dein Team beim nächsten Job direkt nutzen kann.
- Patch- und Kanallisten nach Probe/Umbau sauber aktualisieren: Wenn es viele Änderungen gab, gibst du der KI die Kanalliste plus Notizen. Du bekommst eine klare, lesbare Version, die jeder versteht. Das reduziert Folgefehler massiv.
KI wird die Show nicht fahren. Aber sie kann dir auf jeden Fall dabei helfen, unter Druck präzise zu arbeiten, weniger Fehler zu machen und dein Team besser mitzunehmen. Wenn das klappt, fühlt sich der Job nicht nur professioneller an – er macht auch mehr Spaß.

Und was macht die GEMA?
Längst kann KI neben Hintergrundmusik auch ernstzunehmende Pop-Songs herstellen. Musiker sind in Aufruhr. Die GEMA versucht, Ansprüche der Künstler gegen KI-Unternehmen durchzusetzen. Am 11. November 2025 war es dann endlich soweit:
GEMA setzt sich gegen OpenAI durch
Im weltweit beachteten Verfahren der GEMA gegen den US-amerikanischen KI-Anbieter OpenAI hat das Landgericht München jetzt ein sehr klares Urteil gesprochen: OpenAI verletzt mit dem Training und dem Betrieb von ChatGPT geltendes Urheberrecht. Erstmals wurde in Europa die Nutzung urheberrechtlich geschützter Werke durch generative KI-Systeme rechtlich bewertet und zugunsten der Kreativen entschieden.
Das Landgericht München stellt in seinem Urteil unmissverständlich fest, dass OpenAI für das Training und den Betrieb von ChatGPT die Rechte an den eingeklagten Songtexten deutscher Urheberinnen und Urheber aus dem GEMA Repertoire hätte erwerben müssen. In den Systemen seien Kopien der Originalwerke enthalten, die auf einfache Prompts der Nutzerinnen und Nutzer ausgegeben würden. Dies seien vergütungspflichtige Eingriffe in das Urheberrecht, für die OpenAI eine Lizenz erwerben muss, mit der die Urheberinnen und Urheber angemessen vergütet werden.
Dr. Tobias Holzmüller , CEO der GEMA, stellt dazu fest: „Das Internet ist kein Selbstbedienungsladen und menschliche Kreativleistungen sind keine Gratisvorlage. Wir haben heute einen Präzedenzfall geschaffen, der die Rechte der Urheberinnen und Urheber schützt und klärt: Auch Betreiber von KI-Tools wie ChatGPT müssen sich an das Urheberrecht halten. Wir konnten heute die Lebensgrundlage Musikschaffender erfolgreich verteidigen.“ (aus der Pressemitteilung der GEMA)
Zum Schluß noch ein Buchtipp: Ein Must-have für Eventmanager*innen und die es werden wollen. Neu in dieser 5. vollständig überarbeiteten und erweiterten Auflage vom Juni 2025, ist ein Kapitel über den konkreten Einsatz von KI im Eventmanagement. Das Buch richtet sich an alle Praktiker*innen, Quereinsteiger*innen und Studierende der Lehrgänge Eventmanagement, Kommunikationswissenschaften und Marketing: „Dieter Jäger: Grundwissen Eventmanagement “
Zum Thema Künstliche Intelligenz in der Musikproduktion ist übrigens kürzlich (10/2025) bei uns schon ein Beitrag erschienen: KI in der Musikproduktion: Chancen, Folgen und Gefahren ; da geht es, neben einigen hilfreichen Softwaretipps, um die Chancen in der Generierung von Musik mittels KI aber auch um die Herausforderungen vor denen die Kreativbranche steht …
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