Sänger mit InEars auf der Bühne © Lương-Đạt-Nguyễn, Pixabay
Viele professionelle aber auch semiprofessionelle Bands, die häufig auf Tour sind, bevorzugen inzwischen den Quiet Stage- oder Silent Stage-Modus , d.h. sie verwenden keine Verstärker, Lautsprecher, Leslies und Monitorboxen mehr für´s Monitoring auf der Bühne. Stattdessen schließen sie ihre Keyboards, Guitar modelling devices und Bass floor pedals direkt an das Mischpult an.
Mit Einführung der “Quiet Stage“ hat sich einiges verbessert
Die meisten dieser Bands bringen dazu ihr eigenes IEM Rack mit, das in der Regel aus einem analogen Splitter, einem digitalen Rack Mixer und mehreren IEM Sendern besteht, die die Musiker mit ihrem IEM Signal versorgen (siehe auch “Quiet Stage“ – Sinn oder Unsinn? ). Über einen WiFi Router können die Musiker ihre Tablets oder Smartphones mit dem IEM Mixer verbinden und ihren IEM Mix selbst bestimmen. So hat diese Art der Konfiguration einige Vorteile:
- Auf der Bühne ist mehr Platz
- Die Band spielt präziser
- Der FOH Mix klingt besser, wenn er nicht gegen den Lärm von der Bühne ankämpfen muss
- Da die Musiker Ihren IEM Mix selbst fahren, kann sich der Tontechniker voll auf seine Arbeit am FOH Pult konzentrieren: Rufe wie „… ich brauch ein bisschen mehr Gitarre auf meinem Monitor“ gehören damit endgültig der Vergangenheit an
- Und Bands, die viel unterwegs sind, freuen sich, dass sie weniger Geräte transportieren, schleppen und verkabeln müssen
Zwei Mischpulte miteinander zu verbinden kann recht komplex sein
Digital-Mischpulte derselben Marke kann man in der Regel unter Verwendung der herstellerspezifischen Protokolle – hier: AES-50 [1] – miteinander verbinden, um sich damit die Eingangssignale zu teilen. Bei festen Installationen wie beispielsweise im Theater, einem Club oder einer Kirche ist das durchaus sinnvoll.
Doch in der Praxis hat sich herausgestellt, dass bei fehlender Sachkenntnis die mehr als ein Dutzend Schritte umfassende komplexe Konfiguration eine Vielzahl potentieller Fehlerquellen beinhaltet. Ganz besonders unter hohem Zeitdruck in Kombination mit mangelnder Erfahrung kann das sehr frustrierend sein. Deshalb ist Bands, die häufig in wechselnden Clubs auftreten, davon abzuraten.
Die Verwendung eines analogen Splitters hingegen hat den Vorteil, dass sich das IEM Rack und die FOH Konsole die Eingangssignale teilen können – ungeachtet der Frage, welche Typen (analog, digital) oder Marken von Mischpulten dabei eingesetzt werden. Dabei ist zu beachten, dass jener Mixer, der die Signale am Direct Link des analogen Splitters abgreift, für die Bereitstellung der Phantomspannung zuständig ist.
Wie kommt das Signal des Talkback Mikrofons vom FOH Pult zum IEM Rack auf der Bühne?
Für den Soundcheck und das Konzert ist es allerdings unverzichtbar, dass der Toningenieur am FOH Pult per Talkback Mikrofon mit den einzelnen Musikern kommunizieren kann. Um dessen Signal an das auf der Bühne stehende IEM System der Band zu schicken, bedarf es eines kleinen Kunstgriffs.
Die Behringer Mischpulte der X32 Serie haben dafür eine einfache Lösung, die aber im Routing Menu etwas versteckt ist. Auf der X32-Mix-App oder dem Display des X32 wählt ihr dazu die Punkte > ROUTING > ANALOG OUT. Da standardmäßig MAIN L/R auf den XLR Output Buchsen 7 und 8 ausgegeben wird, wählt ihr in diesem Fall in der Spalte „Analog Output“ die Zeile Output 1. In der Spalte „Category“ klickt ihr auf „Monitor“ und in der Spalte „Output Signal“ geht ihr ganz an das untere Ende der Tabelle und wählt „Talkback“.
Jetzt wird das Signal des Talkback Mikrofons direkt auf den ersten physischen Ausgang geschickt. Vorteil: Auf diese Weise muss man für das Durchschleifen des Talkback Signals keinen der Eingangskanäle oder Mix Buses opfern.
Der Signalweg auf der Bühne: Von der Digital Snake zum IEM Rack
In der Regel werden die Ausgänge der Digital Snake des FOH Mischpults synchron konfiguriert, d. h. XLR Output 8 am FOH Platz ist identisch mit XLR Output 8 an der Snake. Bei den Behringer Snakes wird dies als Split Modus 1 (“SP I”) angezeigt.
Im nächsten Schritt verbindet man die XLR Output Buchse 1 der Snake mit dem Talkback Mikrofon Eingang des IEM Rack Mixers der Band. Dort wird dann per X32-Mix App im Menu > MONITOR > TALKBACK A festgelegt, welcher Musiker das Talkback Signal erhalten soll. Bei meinen Bands sind das standardmäßig die Mix Buses 1 bis 12, die über die XLR und AUX Outputs des IEM Mixers mit den im selben Rack verbauten IEM Sendern verbunden sind.
Wichtig: Bei dieser Konfiguration müssen die Tasten TALKBACK ENABLE und TALK am IEM Mixer dauerhaft aktiviert sein, damit das vom FOH Platz eintreffende Mikrofonsignal des Tontechnikers an die IEM Bodypacks der Musiker durchgeschleift wird (Abbildung unten / links).
Steht Ihr auch oft vor dieser Situation? Schreibt mir mal, ob das bei Euch funktioniert hat …
Die Stärken des X32 kennen (lernen) – Epilog
Bei einem Konzert in Norddeutschland mussten wir (meine Lieblingsband) auf unseren Tontechniker verzichten und wir behalfen uns damit, einen lokalen Experten anzuheuern. Den hatte ich bei anderen Events schon ein paar Mal live erlebt und fand seinen Mix immer ausgezeichnet. Aber wenn man dann hautnah zusammen arbeitet, stellt man doch rasch fest, dass es mit den Kenntnissen um die Vielfalt der Möglichkeiten der X32/M32-Serie manchmal nicht weit her ist.
Der Kollege benutzte eine MIDAS M32 Konsole, die Band zur Versorgung ihrer IEM Transmitter ein X32 Rack. Natürlich hätten wir die beiden Pulte via AES50 [1] Protokoll elegant miteinander verbinden können. Doch da im Rack der Band ein analoger Splitter eingebaut ist und wir kein Risiko eingehen wollten, haben wir auf diesen zurückgegriffen, sodass beide Mixer unabhängig voneinander betrieben werden konnten.
Als erstes sollte der Techniker das Signal seines Talkback Mikrofons vom FOH Pult, das im Saal stand, an das IEM Rack auf der Bühne durchschleifen. Fehlanzeige. Dann sollte er eine Delay Line aufbauen, damit auch die Zuhörer im rückwärtigen Teil der langen und schmalen Kulturscheune ein gutes Hörerlebnis hätten. Hat auch nicht wirklich geklappt. Mir wurde klar, dass – wenn man mit dieser Art von Herausforderung nicht mindestens bei jedem zweiten Konzert konfrontiert ist – einfach die Erfahrung fehlt.
Aus Zeitmangel haben wir uns mit Notlösungen beholfen. Dem Kollegen habe ich aber versprochen, den Lösungsweg für ihn zu dokumentieren. Es ist hilfreich, hier mit einer Delay Line zu arbeiten. Wir das am Beispiel des X32 funktioniert, erkläre ich Euch in dem bald nachfolgenden zweiten Beitrag.
Noch eine Frage zum Schluss: Welche besonderen Herausforderungen im Live Betrieb musstet Ihr schon in Verbindung mit dem X32 meistern?
Glossar
[1] AES50 Protokoll = ein professioneller digitaler Audio-Verbindungsstandard, der eine bidirektionale Übertragung von mehrkanaligem Audio über ein einzelnes CAT5/6-Netzwerkkabel mit niedriger Latenz und hoher Bandbreite ermöglicht.
Er wird hauptsächlich in der professionellen Audiotechnik für die Verbindung von Digitalmischpulten, Stageboxen und anderen Geräten verwendet, insbesondere von Marken wie Behringer, Midas und Klark Teknik, die den Standard als Alternative zum MADI-Standard entwickelt haben.
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