0.8 C
Kaiserslautern
Donnerstag, November 20, 2025
spot_img
StartRechtGEMAGEMA feuert den kompletten Außendienst
Anzeige

GEMA feuert den kompletten Außendienst

Die Entlassung des gesamten GEMA-Außendienstes zum 30. September 2025 markiert einen deutlichen Umbruch in der deutschen Veranstaltungslandschaft: Ab Oktober finden keine persönlichen Vor-Ort-Kontrollen durch die GEMA mehr statt, sämtliche Überwachungs- und Beratungstätigkeiten laufen künftig digital ab.​

Hintergrund und Ausmaß der Entlassungen

Die GEMA trennt sich von rund 120 bis 160 freiberuflichen Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die bislang in ganz Deutschland Gastronomiebetriebe, Veranstaltungsstätten und öffentliche Einrichtungen besucht haben. Jahrzehntelang war der Außendienst das wichtigste Kontrollinstrument, um unlizenzierte Musiknutzung aufzudecken. Ob Hintergrundmusik im Café, ein Live-Auftritt auf einem Stadtfest oder DJ-Nächte in Clubs – der Außendienst sicherte die Rechte von Urheberinnen und Urhebern oft durch unangekündigte Kontrollen vor Ort.​

Umstellung auf digitale Kontrolle und Folgen

Mit der Einstellung des Außendienstes setzt die GEMA künftig auf automatisierte Datenabgleiche, KI-gestützte Analysen, Auswertungen von Online- und Kassensystemen sowie Plattform-Überwachung. Für Veranstalter und Gastronomen entfällt damit zwar der Stress von spontanen Besuchen („GEMA-Spione“), gleichzeitig wächst aber die Unsicherheit: Digitale Kontrollmechanismen können Unstimmigkeiten oft schneller und rigoroser aufdecken als der klassische Außendienst. Die Meldepflicht bleibt in jedem Fall bestehen – wer Musik öffentlich nutzt, muss dies also weiterhin aktiv bei der GEMA angeben.​

Anzeige

Verlust persönlicher Beratung – mehr Eigenverantwortung

In Diskussionen fällt auf: Mit dem Außendienst verschwindet auch ein wichtiges Bindeglied zwischen GEMA und Nutzenden. Außendienstmitarbeitende haben oft bei fraglichen Abrechnungen, Anmeldungen, vor Ort spontan beraten und geholfen – etwa bei der kurzfristigen Klärung von Lizenzfragen auf Events oder bei den Vorbereitungen von Stadtfesten. Künftig läuft diese Kommunikation anonymisiert über Portale, Hotlines und E-Mail-Verkehr. Gerade kleine Kulturschaffende und Veranstalter, die auf Beratung und flexible Lösungen angewiesen sind, könnten so stärker belastet werden.​

Eine Ära geht zu Ende – neue Herausforderungen für die Szene

Branchenvertreter sehen die GEMA-Entscheidung kritisch: Einerseits gewinnen Betriebe Freiraum – weniger Kontrolldruck, weniger Angst vor Vor-Ort-Besuchen. Andererseits verlieren sie einen direkten Ansprechpartner, der nicht nur kontrolliert, sondern auch unterstützt hat. Ob die neuen digitalen Systeme im Alltag funktionieren und Beratung sowie Servicequalität gewährleisten, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Veranstalter sollten sich rasch mit den neuen digitalen Strukturen vertraut machen, um rechtssicher zu bleiben – und dürfen nicht darauf hoffen, dass Verstöße nun unentdeckt bleiben.​


Zum Schluss:Die vollständige Abschaffung des GEMA-Außendienstes ist mehr als der Abbau von „Spionen“: Für viele Veranstalter war der Außendienst auch ein freiwilliger Berater, der jetzt fehlt. Zeitgleich verschärft sich die Kontrolle durch digitale Mittel – und Eigenverantwortung, Transparenz und digitale Kompetenz werden wichtiger denn je.

Jörg Kirschhttp://www.kirsch-veranstaltungstechnik.de
Jörg Kirsch studierte ab 1981 Elektrotechnik in Kaiserslautern. An der Universität leitete er zwei Jahre lang das Kulturreferat und startete parallel dazu seine Firma für Veranstaltungstechnik mit eigener Ingenieur- und Entwicklungsabteilung. Auf sein Konto gehen weit mehr als 10.000 persönlich betreute Veranstaltungen, unter anderem die Realisation eines Bon-Jovi Konzertes zusammen mit Jet-West. Als gefragter Partner für Eventberatung ist er für mehrere Firmen tätig, u.a. als Bühnenmeister für das Kulturreferat Kaiserslautern. Mit seiner Firma betreut er mehrere Eventlocations, entwickelt spannende Veranstaltungsformate und bietet Ausbildungen im Veranstaltungsbereich. Persönlich liegt ihm der Support und die Entwicklung junger Künstler am Herzen. Mit Begeisterung engagiert er sich in mehreren Netzwerken, um auch hier die regionale Kulturszene zu fördern.
Anzeige
Anzeige

MEISTGELESEN

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner