Die Entlassung des gesamten GEMA-Außendienstes zum 30. September 2025 markiert einen deutlichen Umbruch in der deutschen Veranstaltungslandschaft: Ab Oktober finden keine persönlichen Vor-Ort-Kontrollen durch die GEMA mehr statt, sämtliche Überwachungs- und Beratungstätigkeiten laufen künftig digital ab.
Hintergrund und Ausmaß der Entlassungen
Die GEMA trennt sich von rund 120 bis 160 freiberuflichen Außendienstmitarbeiterinnen und -mitarbeitern, die bislang in ganz Deutschland Gastronomiebetriebe, Veranstaltungsstätten und öffentliche Einrichtungen besucht haben. Jahrzehntelang war der Außendienst das wichtigste Kontrollinstrument, um unlizenzierte Musiknutzung aufzudecken. Ob Hintergrundmusik im Café, ein Live-Auftritt auf einem Stadtfest oder DJ-Nächte in Clubs – der Außendienst sicherte die Rechte von Urheberinnen und Urhebern oft durch unangekündigte Kontrollen vor Ort.
Umstellung auf digitale Kontrolle und Folgen
Mit der Einstellung des Außendienstes setzt die GEMA künftig auf automatisierte Datenabgleiche, KI-gestützte Analysen, Auswertungen von Online- und Kassensystemen sowie Plattform-Überwachung. Für Veranstalter und Gastronomen entfällt damit zwar der Stress von spontanen Besuchen („GEMA-Spione“), gleichzeitig wächst aber die Unsicherheit: Digitale Kontrollmechanismen können Unstimmigkeiten oft schneller und rigoroser aufdecken als der klassische Außendienst. Die Meldepflicht bleibt in jedem Fall bestehen – wer Musik öffentlich nutzt, muss dies also weiterhin aktiv bei der GEMA angeben.
Verlust persönlicher Beratung – mehr Eigenverantwortung
In Diskussionen fällt auf: Mit dem Außendienst verschwindet auch ein wichtiges Bindeglied zwischen GEMA und Nutzenden. Außendienstmitarbeitende haben oft bei fraglichen Abrechnungen, Anmeldungen, vor Ort spontan beraten und geholfen – etwa bei der kurzfristigen Klärung von Lizenzfragen auf Events oder bei den Vorbereitungen von Stadtfesten. Künftig läuft diese Kommunikation anonymisiert über Portale, Hotlines und E-Mail-Verkehr. Gerade kleine Kulturschaffende und Veranstalter, die auf Beratung und flexible Lösungen angewiesen sind, könnten so stärker belastet werden.
Eine Ära geht zu Ende – neue Herausforderungen für die Szene
Branchenvertreter sehen die GEMA-Entscheidung kritisch: Einerseits gewinnen Betriebe Freiraum – weniger Kontrolldruck, weniger Angst vor Vor-Ort-Besuchen. Andererseits verlieren sie einen direkten Ansprechpartner, der nicht nur kontrolliert, sondern auch unterstützt hat. Ob die neuen digitalen Systeme im Alltag funktionieren und Beratung sowie Servicequalität gewährleisten, bleibt abzuwarten. Sicher ist: Veranstalter sollten sich rasch mit den neuen digitalen Strukturen vertraut machen, um rechtssicher zu bleiben – und dürfen nicht darauf hoffen, dass Verstöße nun unentdeckt bleiben.
Zum Schluss:Die vollständige Abschaffung des GEMA-Außendienstes ist mehr als der Abbau von „Spionen“: Für viele Veranstalter war der Außendienst auch ein freiwilliger Berater, der jetzt fehlt. Zeitgleich verschärft sich die Kontrolle durch digitale Mittel – und Eigenverantwortung, Transparenz und digitale Kompetenz werden wichtiger denn je.







