Live-Video-Mitschnitt
Ihr kennt das bestimmt: Der Gig ist zu Ende. Müde, aber glücklich geht’s an den Abbau. Man beglückwünscht sich gegenseitig zu dem tollen Riff, dem gelungenen Break, beschwert sich vielleicht über den schlechten Monitorsound – aber die Stimmung war super. Wie euch hier neben einigen erprobten Verfahrensweisen u.a. ein Fieldrecorder die Realität und Verbesserungen zeigt, das erfahrt ihr hier.
Was hört Euer Publikum?
Beim Wort „Qualitätssicherung“ bekommt gewiss so mancher Musiker Pickel und denkt an schlecht gelaunte TÜV Prüfer, Kontrollen am Fließband oder muffige Abteilungen in großen Firmen. Aber wenn Ihr wirklich besser werden und die großen Bühnen erobern wollt, genügt es nicht, dass Ihr Euch nach jedem Gig verbal gegenseitig auf die Schulter klopft. Einzig entscheidend ist, was beim Zuhörer ankommt. Wie Ihr das herausfindet, zeigen wir Euch hier.
Mann, war das ein geiles Konzert! Wirklich?
Eure Freunde und Bekannten, die im Publikum waren, loben Euch über den grünen Klee (“…viiiieel besser als die Band davor”). Naja, das Gitarrensolo beim vorletzten Song lief schon mal runder und der Keyboarder hatte ab und zu Timing Probleme. Aber für Eure Fans seid Ihr die Größten.
Wie es wirklich war, kann eventuell noch der Mensch an der FOH Konsole beurteilen, der aber nicht Euer ganzes Programm im Kopf hat und bereits wieder mit seiner eigenen Technik beschäftigt ist.
Erinnerungslücken
Unser Erinnerungsvermögen spielt uns gerne einen Streich, indem es die eher negativen Momente unter- und die positiven Erlebnisse überbewertet. Außerdem hat es nach gewisser Zeit Probleme, zwischen den verschiedenen Events zu unterscheiden.
Um aber gezielt die Problempunkte angehen zu können, braucht es einen unparteiischen Dritten. Eine Art Spiegel, der nüchtern zeigt, wo Ihr gut wart und wo es Verbesserungsbedarf gibt. Der das Konzert mit stoischer Gelassenheit immer und immer wieder wiederholen kann, ohne aus der Haut zu fahren.
Und zwar nicht nur, was die musikalischen Beiträge betrifft, sondern auch den Ablauf, die Moderation, die ungewollt langen Pausen zwischen den Songs, den Umgang mit Störfällen und Pannen.
Ein neutrale Zuhörer: Der Field Recorder
Die Lösung: Bei meinen Bands hat es sich seit Jahren bewährt, mit einem Field Recorder einem Audio-Mitschnitt des Konzerts zu machen. Diese Geräte sind inzwischen für weniger als 100 Euro zu haben, verfügen über einen nahezu linearen Frequenzgang und zeichnen Eure Konzerte in Stereo CD Qualität auf. Und zwar so, wie sie Eure Zuhörer erlebt haben.
Für die „Protokollierung“ genügt eine Samplerate von 44,1 kHz mit 192 kBit/sec im MP3 Format (bei einem geringeren kBit-Wert neigen hohe Tonsignale zum Zischeln). Sofern man den Audio Track nicht noch nachbearbeiten (und z. B. mit kostenlosen Programmen wie „mp3DirectCut“ den Vorspann, die Pausen herausschneiden sowie den Pegel normalisieren will), kann man die entsprechende/n Datei/en noch bereits am Veranstaltungsort in die Band-interne Dropbox oder die Cloud hochladen.
Auf diese Weise können alle Bandmitglieder auf langen Autofahrten, im Hotelzimmer und am Strand das eigene Konzert noch einmal Revue passieren lassen.
Wichtig: Ein direkter Pultmitschnitt ohne die Ambienceanteile im Saal klingt zwar direkter, filtert aber einen großen Teil der Realität im Saal aus.
Den (Selbst-) Lerneffekt mit Field Recorder unterstützen
Dieser kleine, schwarze Kasten ist unbestechlich. Er gibt keine rücksichtsvolle Antwort auf die Frage “Schatz, wie war ich?”, sondern zeigt beinhart das wackelige Riff beim dritten Song, der Patzer beim Drum Solo, die misslungene Ansage vor der Pause, die Begeisterung der Fans bei den Zugaben.
Fehler, die erst später wahrgenommen werden
Vorbei sind die bandinternen Schuldzuweisungen. Stattdessen heißt es, “…hör’ Dir mal die Akkordfolge bei 16:33 an.” Das entkrampft kolossal und hat einen riesigen Lerneffekt bei all jenen Bandmitgliedern zur Folge, die Interesse haben, besser zu werden. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Die Fehler, die Dir während eines Konzerts unterlaufen und von diesem Spiegel vorgehalten werden, wirst Du viel schneller und nachhaltiger angehen, als wenn sie Dir bei einer Probe passiert wären. Ganz sicher.
Wertvolle Praxistipps für den Field Recorder
Abschließend noch ein paar Empfehlungen aus der Praxis:
- Vor dem Konzert immer einen Satz frischer Batterien (noch besser: wiederaufladbare Akkus) in den Field Recorder einlegen (oder ein passendes Netzteil anschließen). Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Doch wenn Ihr hier die Sparmaus raushängen lasst, entgehen Euch möglicherweise die schönsten Momente Eures Konzerts.
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- Alte Aufnahmen auf der Speicherkarte löschen, sobald sie per USB Kabel auf dem PC übertragen oder in die Cloud geladen wurden. Nichts ist ärgerlicher, als feststellen zu müssen, dass die Aufnahme abgebrochen wurde, weil die Karte voll ist.
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- Den eingebauten Limiter des Field Recorder aktivieren oder – sofern vorhanden – die Funktion DUAL Recording nutzen, die einen zweiten Stereotrack mit einer Absenkung von -12 dB aufnimmt. Denn ein digitaler Recorder hat keinen Headroom und verzerrt gnadenlos.
Mittlerweile gibt es Recorder, die mit 32 Bit Float Auflösung arbeiten. Von der Aufnahme her sind damit Übersteuerungen quasi ausgeschlossen. Schwachpunkte mit unzureichender Pegelvertäglichkeit können hier die angeschlossenen Mikrofone oder der Mikro-Preamp selbst sein. - .
- Im Außenbereich (z. B. beim Open Air Konzert) die Mikrofone des Field Recorders immer(!) mit einem passenden Windschutz versehen, sonst werden die Aufnahmen bereits beim geringsten Windstoß durch das Rumpeln im Bassbereich unbrauchbar.
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- Nicht immer gibt es die Möglichkeit, den Field Recorder auf einem Mikrofonständer in Nähe der FOH Konsole zu platzieren, für den man übrigens einen Kugelkopfadapter benötigt. Bewährt hat sich die Mitnahme eines Tripods mit Saugnäpfen, wie er bei Kameras Verwendung findet. Einfache Exemplare gibt es bereits für unter 10 Euro und sie sind mit wenigen Handgriffen an einer glatten Oberfläche montiert (wie z. B. an der Dachunterseite des gegenüber der Bühne befindlichen Bierausschanks).
Unsere Produktempfehlungen für Field Recorder:
Zoom H1essential
Der Zoom H1essential ist ein kompakter Field Recorder mit moderner 32bit Float-Technologie, der hochwertige Stereoaufnahmen ohne Einpegeln ermöglicht. Dank barrierefreier Bedienung, integriertem Audio-Guide und vielseitigen Aufnahmeformaten ist er ideal für mobile Einsätze – selbst bei einfacher Ausstattung.
Tascam DR-05XP
Der tragbare Tascam-Recorder kombiniert 32 Bit Float-Auflösung mit USB-C Audiointerface und eignet sich für hochwertige Stereoaufnahmen bis 125 dB SPL. Mit vielfältigen Aufnahmefunktionen, integriertem Reverb, Overdub-Option und praktischen Features wie Auto-Aufnahme und Marker ist er ein flexibles Tool für Studio, Bühne oder unterwegs.
Zoom H4essential
Der Zoom H4essential ist ein mobiler 4-Spur-Recorder mit integrierten XY-Mikrofonen, XLR-TRS-Eingängen und 32bit Float-Technologie für verzerrungsfreie Aufnahmen mit hoher Dynamik. Er unterstützt barrierefreie Bedienung, hohe Auflösungen bis 96 kHz und lässt sich optional per Bluetooth mit Timecode synchronisieren – ideal für Bühne, Film und Proberaum.
Zoom H6essential
Der Zoom H6essential ist ein vielseitiger 6-Spur-Field Recorder mit 32bit Float-Technologie, austauschbaren XY-Mikros und vier XLR-TRS-Eingängen für maximale Flexibilität. Hohe Dynamik, barrierefreie Bedienung und Timecode-Synchronisation via Bluetooth machen ihn zum idealen Begleiter für anspruchsvolle Recording-Situationen.
Tascam Portacapture X8
Der Tascam Portacapture X8 ist ein leistungsstarker Field Recorder mit Touchscreen, abnehmbaren Stereomikros und vier XLR-Kombibuchsen für bis zu 6-Kanal-Aufnahmen. Dank USB-Audiointerface, flexibler App-Steuerung und vielseitiger Einsatzmöglichkeiten ist er ideal für Musik, Podcasts und Filmton.
Zoom H3-VR
Der Zoom H3-VR ist ein kompakter Field Recorder für 360°-Audio mit integrierten Ambisonics-Mikros, Gyroskop zur automatischen Ausrichtung und intuitiver Ein-Knopf-Bedienung. Ideal für VR-, AR- und Mixed-Reality-Anwendungen – ohne zusätzliche Nachbearbeitung.
Zoom Q8n-4K
Der Zoom Q8n-4K vereint 4K-Kamera und 4-Spur-Audiorekorder in einem kompakten Gerät – ideal für Livestreams, Bandproben oder Content-Creation. Mit Weitwinkelobjektiv, XLR-Eingängen und Webcam-Funktion ist er vielseitig einsetzbar – im Studio wie unterwegs.
Wie kriegt Ihr Eure Patzer beim Konzert mit und lernt daraus? Schreibt uns doch was dazu unten in die Kommentarleiste.